Hauptsache 'n bisschen real, statt Produkt der Industrie.
"Eisen" – so lautet der Name der neuen Auskopplung des Kollektivs WTM, dessen Protagonisten Johnny Katharsis & Zenit uns auf eine akustische Reise durch Leipzig-Connewitz einladen. Das Duo wird hierbei von vielseitigen Gästen unterstützt und schafft somit ein mit 20 Tracks bestücktes Album.
Es beginnt zunächst ruhig: Zenits Beats wirken einladend, schon fast umarmend, immer mit dem nötigen Hauch an melodischer Unterstützung in den Details. Katharsis untermalt diese Szenarien mit seinem gewohnt eigenen Stil – manchmal singend, manchmal bissiger und mal fast schreiend. Die Tracks behandeln eher zwischenmenschliche Aspekte als Reichtum oder Materielles. So thematisiert der Rapper zusammen mit Gossenboss die eigene Unlust oder präsentiert uns ein Anti-Liebeslied. Aber es wird auch lustig, zum Beispiel wenn der Funkverteidiger von seinem Lieblingskleidungsstück schwärmt. Mit Mase, Melodic, Hektik und DJ Access sind weitere bekannte Szene-Namen auf "Eisen" vertreten, die wie gewohnt einen guten Job machen. Zudem passen Exodus und Pseudo Slang als internationale Features perfekt ins Gesamtbild. Interessant am Album ist auch, dass es insgesamt acht Interludes enthält. Die Platte ist damit über weite Teile mit reinen Instrumentals befüllt. Dies tut einem harmonischen Hörerlebnis aber keinen Abbruch, gerade weil Zenit und Katharsis mit ihrem Sound eine funktionierende Symbiose gelingt.
Dass die Leipziger Schule keine leichte Kost ist, ist nicht erst seit diesem Release bekannt. Jedoch zahlt sich die Zeit, die man investieren muss, letztendlich aus. So eröffnet sich eine pragmatisch-unkonventionelle Welt, die sich schon fast familiär anfühlt. Wem das gefällt, wird schnell merken, dass dieses "Eisen" nicht so schnell rostet.
(Jan Menger)