Kein falsches Wort, sonst ballern wir, als wär's Silvester.
Das baden-württembergische Karlsruhe gilt nicht unbedingt als die Hauptstadt des Verbrechens. Dass es auf den Straßen der Fächerstadt aber durchaus heiß hergeht, zeigt Newcomer Ulysse. Sein dreckiger Straßenrap bleibt nicht nur aufgrund der Härte im Gedächtnis, sondern auch durch die Satzbausteine aus dem Französischen, die der Rapper immer wieder gekonnt einfließen lässt. Mit dem Mixtape "Je Suis Ulysse" stellt er sich nun umfassend der Szene vor.
Der eigenwillige Slang, mit dem Ulysse auftritt, macht den besonderen Reiz seiner Musik aus. Französische Wörter oder ganze Sätze geben den ansonsten harten Betonungen des MCs eine besondere Geschmeidigkeit. Sein Stimmeinsatz kann so Eigenheiten entwickeln, die seinen im Grunde sehr klassischen Straßenrap-Ansatz interessant machen. Von seiner Frankophilie abgesehen serviert "Je Suis Ulysse" nämlich nur allzu gewohnte Kost. Es werden Straftaten unter Zuhilfenahme der "Skimaske" verübt und die Überlegenheit der eigenen "Mannschaft" konstatiert. Doch etwas Neues hat der Karlsruher kaum zu erzählen. Das muss er aber auch nicht zwingend. Denn seine überzeugend harte Vortragsweise sorgt in Verbindung mit den stimmigen Sample-Beats von unter anderem Dasaesch und Funkvater Frank schon für kräftiges Kopfnicken. Die Instrumentals verschließen sich aktuellen Einflüssen genauso wenig wie der Oldschool, klingen aber immer angenehm versifft und klatschend. So wird Ulysses Report aus der Karlsruher Halbwelt durch die Verbindung von Delivery und musikalischer Untermalung zu einem kurzweiligen Hörvergnügen.
Lange im Gedächtnis bleibt "Je Suis Ulysse" dadurch allerdings nicht. Trotzdem schafft der Rapper es, mit seinem Vorstellungs-Mixtape ein Fundament zu setzen, auf dem er zukünftig aufbauen kann. Eine größere Themenauswahl ist hierfür im nächsten Schritt genauso wichtig wie das Entwickeln einer eigenen lyrischen Handschrift.
(Florian Peking)