Ja, ich komme aus der Gosse, mein Dicka.
Ich hoffe, ich komme aus der Gosse, mein Dicka.
morten macht die Art von Rapmusik, die Traditionalisten kaum noch als solche bezeichnen würden. Er nuschelt mit Autotune Texte über Drogen, Frauen und Lifestyle auf selbstproduzierten, synthetisch-sphärischen Beats. Mit "disc 1" erscheint sein zweites Album, auf dem er – wie bereits auf vorherigen Releases – erneut die Grenzen des Genres austestet.
Auch wenn die Worte, die morten von sich gibt, akustisch mitunter recht unverständlich sind, ist es augenscheinlich, dass der Berliner eine ganz eigene Herangehensweise an Sprache hat. Ob durch anderes Vokabular wie beim Verwenden des holländischen Namens für "Straße" auf "Himmel auf der Straat.flp" oder durch die eigenartige Betonung einzelner Wörter: morten klingt völlig anders als der Rest der Szene. Die Inhalte rücken dabei zwar deutlich in den Hintergrund, jedoch fungieren die Vocals des Albums ohnehin viel stärker als ein die Instrumentals komplettierendes Element. Auch wenn die Beats auf "disc 1" deutlich weniger eigenständig sind als die Performance am Mikrofon, so sind diese dennoch ebenso wichtig beim Erzeugen des stimmigen Gesamtbilds. Größtenteils scheint beim Entstehen des Albums "weniger ist mehr" das Mantra gewesen zu sein. Durch die stilsicheren, minimalistischen Produktionen wird eine hypnotisierende Atmosphäre erzeugt, die sich durch das gesamte Album zieht und es wie aus einem Guss wirken lässt. Trotz aller Homogenität stechen manche Songs besonders heraus. Zu nennen wäre da vor allem "4am.flp", eine Hymne an die Zeit zwischen später Nacht und frühem Morgen, die mit einer Jimi Hendrix-Reminiszenz aufwartet.
Letzten Endes handelt es sich bei der Musik auf "disc 1" sehr wohl noch um Rap – allerdings um höchst kontemporären. Gewiss erfindet morten hier das Rad nicht neu. Er fügt deutschsprachigem Cloud-Rap jedoch seine eigene Facette hinzu, die ihn stark vom Einheitsbrei der Veröffentlichungsflut abhebt.
(Steffen Bauer)