Was schickst du mir Bilder von Erektion?
Ich ficke kein Handy, du *****sohn!
Viel war bisher nicht von Eunique bekannt, bevor sie kürzlich ihr erstes Album "Gift" veröffentlichte. Ein paar Handyvideo-Freestyles und Features haben allerdings gereicht, um mit ihrem Namen in aller Munde zu sein. Mit 19 Songs im Gepäck wird sich nun herausstellen, ob die gebürtige Hamburgerin eher Gift oder Balsam für die hiesige Szene ist.
Die Antwort dürfte ziemlich schnell klar sein, denn Eunique rappt zwar energisch und giftig, jedoch ist die Musik Balsam für die Ohren. Ohrwurm nach Ohrwurm feuert die 22-Jährige auf ihre Hörer ab und stellt so sicher, dass sich ihre Hooks auch nicht so schnell aus dem Gehörgang verabschieden wollen. Das ausgeprägte Gespür für eingängige Melodien ist aufrichtig beeindruckend, wobei die vorab veröffentlichte Single "Genau so" ein frühes Highlight der Platte ist. Welche Inhalte die Rapperin dabei transportiert, ist aber noch umso wichtiger. So stellt sich Eunique beispielsweise klar gegen das Patriarchat und stößt einigen ihrer männlichen Kollegen ordentlich vor den Kopf. Ob sie sich dabei als selbstbewusstes "Bad Gyal" inszeniert oder als kämpferische "Mulan" – beide Herangehensweisen an die Emanzipation funktionieren vortrefflich. Grundsätzlich agiert Eunique absolut stilsicher, sodass sie es immer wieder schafft, über die lange Spieldauer interessant zu bleiben. Denn 19 Songs können zu viel sein, wenn die Qualität nachlässt, doch der Hamburgerin gelingt es, dass man auch zum Ende der Platte hin gebannt zuhört. Daher kann man auch das Adel Tawil-Feature gekonnt ignorieren, da der Rest überzeugt.
"Gift" ist ein großartiges Album, das einfach Spaß macht. Der Szene tut eine weitere Protagonistin, die musikalisch überzeugen kann, sicherlich gut. Lediglich die Spieldauer von 19 Tracks könnte etwas gekürzt werden. Das ist allerdings ein kleiner Wunsch nach dem Hören einer Platte, die ansonsten keine weiteren offen lässt.
(Lennart Wenner)