Wärst du gern der beste deutsche Rapper? Ich muss passen.
Denn ich bin lieber der Beste aller Klassen.
"Danke Selfmade, aber so langsam war die Zeit reif", meint Karuzo auf dem Song "Outta this World", der gleichzeitig namensgebend für das eigens gegründete Label von Genetikk ist. Die Musiker einer anderen "Spezies" haben auch direkt ein Signing mit auf die Erde gebracht: "Oh Lucy" heißt das erste Release von Tiavo auf OTW.
Auch diese Crew besteht lediglich aus Produzent und Rapper, unterscheidet sich aber maßgeblich in Sachen Sound von den Schirmherren. Bestachen Genetikk doch bisher oft mit beinhartem Kopfnicker-Sound, lässt sich dem Release von MC Lucy und Deon nur schwer ein Stempel verpassen. Man schwört aktuellen Autotune-Trends völlig ab, glänzt auf einigen Songs jedoch mit Trap-ähnlichen Flowpassagen. Zusätzlich werden außerdem Indierock-Anleihen eingesetzt. Vielseitige Gitarrenriffs ersetzen altbackene Drumsets, gelegentliche Gesangseinlagen lockern die gesamte Platte auf. Eine feste Struktur ist dabei nicht zu erkennen. Stattdessen zieht sich genau diese Andersartigkeit und das Ablegen üblicher Rap-Normen auch thematisch wie ein roter Faden durch das Album. Lyrisch bleibt dabei leider einiges auf der Strecke: Erzählt der Rapper nicht gerade vielschichtige Stories aus der Jugend in Griechenland, handelt man schnell nur noch die standardisierten Themenfelder Gras, Crew-Einigkeit und vergangene Liebschaften ab.
Rein konzeptionell passt das erste "Outta this World"-Signing perfekt zum Label-Namen, denn auf dieser Welt lassen sich Tiavo wohl nicht mehr in irgendwelche Genre-Grenzen zwängen. Textlich merkt man dem Duo noch Luft nach oben an, musikalisch überrascht und überzeugt "Oh Lucy" jedoch mit einem erfrischend anderen Sound. Man kann also gespannt sein, was uns da noch alles aus dem Rap-Orbit mit Wurzeln in "Zaza-Brooklyn" erwartet.
(Sven Aumiller)