Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du bist früh mit Rap in Kontakt gekommen und hast bereits mit 13 erste eigene Songs aufgenommen. Was waren denn so deine ersten Lines beziehungsweise die erste Line, an die du dich noch erinnern kannst?
Sam Sillah: Ehrlich gesagt ist das schon sehr lange her. Ich bin ja mittlerweile auch schon 26. Aber ich weiß, dass mit einer der ersten Songs von mir gegen Nazis war. (lacht) Ein Freund und ich haben damals quasi einen Nazi-Diss geschrieben, irgendwo müsste ich die Kassette auch noch rumfliegen haben.
MZEE.com: Gefragt nach Künstlern, die dich inspirieren, gibst du neben Bob Marley und Youssou N'dour auch Samy Deluxe, Megaloh oder RAF Camora an. Welche ist in deinen Augen denn die beste Line eines anderen Rappers?
Sam Sillah: Schwer zu sagen, da fallen mir jetzt nicht direkt alle starken Zeilen ein. Aber eine Line von J. Cole, die ich extrem feiere, ist: "Is beauty in the struggle – uglyness in the success". Die musste auch unbedingt auf meiner "Kreis"-EP in dem Song "Kopfschmerzen" als Vocalsample eingebaut werden.
MZEE.com: Du hast ein Studium zum technischen Tonmeister und Mastering Engineer abgeschlossen und bist somit sowohl bei Texten als auch der Produktion deiner Tracks involviert. Wie läuft das dann ab – suchst du dir zuerst einen Beat aus und schreibst dann deinen Text oder andersherum?
Sam Sillah: In der Regel picke ich immer zuerst den Beat. Das können auch nur Skizzen sein. Darauf schreibe ich dann die Songs. Wenn der Text steht, recorde ich die Vocals, produziere die Beats mit meinen Jungs aus und mache dann das finale Arrangement.
MZEE.com: Wer so intensiv an seinen Liedern arbeitet, hat sicherlich auch einen Favoriten unter ihnen: Welcher ist dein persönlicher Lieblingstrack von dir selbst?
Sam Sillah: Mein aktueller Lieblingssong von mir selber ist leider noch nicht veröffentlicht. Aber ihr müsst nicht mehr lange warten. Von den bereits veröffentlichten Songs hör' ich mir momentan "Nicht so einfach" am meisten an. Mir gefällt der Vibe sehr, Brenk Sinatra hat da einen unglaublichen Beat gebastelt und es macht auch jedes Mal extrem viel Spaß, den Song live zu spielen.
MZEE.com: Deine Texte sind oftmals sehr kritisch und regen Hörer sicherlich auch zum Denken an, aber was genau willst du mit deiner Musik vermitteln?
Sam Sillah: Ich versuche einfach, positive Energie in meine Songs zu stecken. Jeder Mensch ist auf seine Weise etwas Besonderes. Ich glaube, viele haben das vergessen. Ich selber reflektiere sehr oft, versuche aus jedem Fehler zu lernen und meine "Schwächen" nicht zu ignorieren. Keiner hier ist perfekt, aber nur wer ehrlich zu sich selber ist und hart an sich arbeitet, kann sich auch weiterentwickeln. Das will ich den Menschen mit meiner Musik wieder ins Gedächtnis rufen.
Ein Exclusive von Sam Sillah könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
(Foto von John M. John)
Du bist der Meinung, Du oder jemand, den Du kennst, sollte sich unserem Mic Check unterziehen? Wir freuen uns über Bewerbungen oder Empfehlungen mit dem Betreff "Mic Check – *Künstlername*" an daniel@mzee.com.