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High Five

High Five: 02 /​ 18 – mit u.a. Curse, RAF Camora & Ufo361

"High Five" prä­sen­tiert Euch anhand der Kate­go­rien State­ment, Video, Song, Instru­men­tal und Line, was die MZEE​.com Redak­ti­on im letz­ten Monat in Sachen Deutschrap beson­ders gefei­ert hat. Die­ses Mal mit u.a. Cur­se, RAF Camo­ra & Ufo361.

Der Deutschrap­zir­kus ist ein umtrie­bi­ger Schau­platz. Zwi­schen all den Pro­mo­pha­sen und Album­ver­öf­fent­li­chun­gen kann man schon ein­mal den Blick fürs Detail ver­lie­ren. Des­halb stel­len wir jeden Monat an die­ser Stel­le die klei­nen, fei­nen High­lights vor, die abseits des Album-​Korsetts Beach­tung ver­die­nen. In den Kate­go­rien State­ment, Video, Song, Instru­men­tal und Line prä­sen­tie­ren unse­re Redak­teu­re hand­ver­le­se­ne Schmuck­stü­cke. Egal, ob nun ein beson­ders per­sön­li­cher Bezug, eine wich­ti­ge Mes­sa­ge oder ein run­des musi­ka­li­sches Gesamt­pa­ket den Anlass bie­ten. Hier wird ein tie­fer Ein­blick in ein­zel­ne Facet­ten der Rap­welt gebo­ten. Fünf Höhe­punk­te – klatscht in die Hän­de für unse­re "High Five"!

 

State­ment: dude26

Hin und wie­der über­rascht uns deut­scher Rap doch mit sozia­lem Enga­ge­ment, sei es nun im Zuge eines Bene­fiz­kon­zerts, einer Spen­den­ak­ti­on oder einer ander­wei­ti­gen guten Sache. Dies ist zumin­dest in der Gesamt­heit über­ra­schend, schließ­lich gibt es durch­aus Künst­ler, die sich durch­weg für die Din­ge ein­set­zen, von denen sie über­zeugt sind und hin­ter denen sie ste­hen – egal, ob hin­sicht­lich der Musik oder im zwi­schen­mensch­li­chen Bereich. Am 18. Febru­ar die­ses Jah­res ist mit dude26 genau so jemand von uns gegan­gen. Jemand, für den Hip­Hop mehr war als ein Busi­ness, mit dem man sich ein paar Euro dazu­ver­dient. Jemand, der das Gan­ze aus Über­zeu­gung und aus Lie­be zur Sache und ande­ren mach­te. Genau des­we­gen und aus dem Wis­sen her­aus, wel­che Art Mensch dude26 war, erbit­ten sei­ne Frau und die Fami­lie in sei­nem Sin­ne statt Blu­men für die Beer­di­gung lie­ber eine Spen­de an die ALS Hil­fe. Damit soll Men­schen gehol­fen wer­den, die eben­falls unter der Krank­heit lei­den, die dude26 am Ende viel­leicht die Kraft, aber nie­mals die Über­zeu­gung genom­men hat. Nicht zuletzt damit beweist er, dass sozia­les Enga­ge­ment im Hip­Hop nur so lan­ge über­ra­schend wirkt, wie sich nicht jeder Ein­zel­ne von uns hin und wie­der für die rich­ti­gen Din­ge einsetzt.

 

RAF Camo­ra - CORLEONE (prod. by X-Plosive,The Cra­tez & RAF Camora)

Video: RAF Camo­ra – Corleone

Eine Mil­li­on Klicks in zwei Tagen, Num­mer eins in den YouTube-​Trends und eine Flut an posi­ti­vem Feed­back – der Hype um RAF Camo­ra scheint so schnell nicht abzu­rei­ßen. Dass der Rap­per die­se Momen­te ein­frie­ren möch­te, um sie immer wie­der zu genie­ßen, ist dem­entspre­chend ver­ständ­lich. Shaho Casa­do nutzt die­sen Freeze-​Effekt in sei­nem Video zu "Cor­leo­ne" neben bewe­gen­den Per­for­man­ces von RAF immer wie­der. So gibt es Stand­bil­der aus dem Back­stage oder auf der Büh­ne, in denen sich immer nur klei­ne Ele­men­te bewe­gen, die den Prot­ago­nis­ten und sei­ne Entou­ra­ge beleuch­ten. Auch sein der­zei­ti­ges JUICE-​Cover wird pro­mi­nent ein­ge­blen­det. Wei­ter­hin gibt es Auf­trit­te von Weg­ge­fähr­ten wie Gzuz, Max­well, Ufo361 oder Kon­tra K und auch die Cover-​Kulisse sei­nes weg­wei­sen­den Kollabo-​Albums "Pal­men aus Plas­tik" ist zu sehen. Die ent­spann­te Musik schafft mit der son­ni­gen und pri­va­ten Atmo­sphä­re eine Sym­bio­se, die abso­lut stim­mig ist und den Künst­ler RAF Camo­ra greif­ba­rer macht.

 

Juse Ju - Love­songs (prod. Occupanther)

Song: Juse Ju – Lovesongs

Lang­sam und seicht ertönt eine japa­nisch anmu­ten­de Melo­die, bevor dann eine mas­si­ve Bass­li­ne den Herz­schlag des Hörers aus dem Takt bringt. Und auf eben­die­sem Instru­men­tal von Occu­p­an­ther rappt Juse Ju ein­drucks­voll sei­ne Mei­nung zu "Love­songs". Jedoch bedeu­tet das bei Juse kein rei­nes Aus­kot­zen über den Pathos aktu­el­ler Lie­der über Lie­be. Statt­des­sen bringt er in nur einem Track zum Aus­druck, was bei heu­ti­gen Love­songs so falsch läuft und wie­so er selbst nicht gera­de als Para­de­bei­spiel eines Bezie­hungs­men­schen gel­ten mag. Gleich­zei­tig ist es noch eine Blau­pau­se dafür, wie man Songs über Lie­be statt­des­sen umset­zen soll­te. Abge­run­det wird das noch mit dem gewohn­ten Humor des Tau­send­sas­sas: "Ich will nur 'ne Frau, die mich schon mor­gens fickt wie die BVG."

 

Ufo361 - „BEVERLY HILLS“ (prod. von AT Beatz/​Jimmy Tor­rio) [Offi­ci­al HD Video]

Instru­men­tal: Ufo361 – Bever­ly Hills (prod. von AT Beatz/​Jimmy Torrio)

Ufo361 lie­fert ab. Nach sei­ner gefei­er­ten "Ich bin ein Berliner"-Mixtapereihe steht nun das heiß erwar­te­te Debüt­al­bum "808" in den Start­lö­chern. Die Vorab-​Single "Bever­ly Hills" beweist abso­lu­tes Hit-​Potenzial und heizt den Hype wei­ter an. Der heim­li­che Star die­ses Songs ist aber der Beat, denn die Pro­duk­ti­on von AT Beatz und Jim­my Tor­rio setzt genau die rich­ti­gen Akzen­te. Zunächst scheint das Instru­men­tal recht ein­fach gestrickt zu sein. An Drums wird bewusst gespart und die rela­tiv ein­tö­ni­ge Melo­die gibt dem Rap­per genug Raum, sodass die­ser sich vol­ler Inbrunst dar­auf ent­fal­ten kann. An den rich­ti­gen Stel­len aber setzt unver­hofft ein Wan­del ein und der bru­ta­le Bass und klat­schen­de Drums durch­drin­gen die dich­te Atmo­sphä­re des Tracks. Ufos ignorant-​emotionalen Zei­len wird so schep­pernd Nach­druck ver­lie­hen. Der Beat baut gemein­sam mit dem Rap­per eher ruhig die Stim­mung auf, nur um dann an den Höhe­punk­ten mit aller Gewalt zu eska­lie­ren. Es ist die per­fek­te musi­ka­li­sche Insze­nie­rung von der "Alles oder nichts"-Attitüde, die Ufo361 auf dem Song verkörpert.

 

Line: Cur­se – Methadon

Und wenn du weg bist, bin ich gar nicht auf Entzug.
Mir geht's halt ein­fach nicht so gut.

Neue Alben alt­ein­ge­ses­se­ner Deutschrap-​Hasen wer­den gemein­hin immer schwie­rig beäugt, viel­leicht auch wegen schlech­ter Erfah­run­gen in der Ver­gan­gen­heit: Häu­fig hal­ten die neu­en Plat­ten alter Hel­den nicht das, was man sich von ihnen ver­sprach. Das 2014 erschie­ne­ne "Uns" von Cur­se schlug eben­falls eine ganz neue Rich­tung ein, die vie­len Anhän­gern miss­fiel. Ein Feh­ler, aus dem der Min­de­ner vier Jah­re spä­ter gelernt zu haben scheint. "Die Far­be von Was­ser" über­zeugt näm­lich mit all den Vor­zü­gen, die schon sei­ne frü­he­ren Releases gebo­ten haben. Mit nach­hal­ti­gen Zei­len, erns­ten Storyteller-​Elementen und einer ein­fühl­sa­men Hook über­zeugt auch die Single-​Auskopplung "Metha­don". Auf dem Song geht es um sei­ne Abhän­gig­keit zu einer Frau, nach der der Rap­per gar nicht süch­tig sein möch­te, doch die sein Leben wie das gleich­na­mi­ge Opi­at eben deut­lich schö­ner macht. All die­se Gefüh­le bün­deln sich in der oben zitier­ten Zei­le, ehe ein kraft­voll sin­gen­der Muso ein­setzt. Dank der per­fek­ten Kon­zep­tio­nie­rung und der poin­tier­ten Erzäh­lung von Cur­se macht sie das zu unse­rer Zei­le des Monats.

(Dani­el Fersch, Lenn­art Wen­ner, Lukas Päck­ert, Flo­ri­an Peking, Sven Aumiller)
(Zeich­nung von Dani­el Fersch)