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Scheiß' auf schöne Augenblicke.
Fard haut beinahe im Jahrestakt Alben raus. Ermüdungserscheinungen gibt es bei seinen Fans keine – die Beliebtheit ist ungebrochen. Bei einer solchen Produktivität kann man sich aber natürlich nicht ständig neu erfinden. Vielleicht hat sich Fard bei seinem aktuellen Release deshalb dafür entschieden, auf die Fortsetzung einer älteren Platte zu setzen: "Alter Ego II" heißt sein neuester Streich.
"Alter Ego" war in einigen Belangen düsterer als die restlichen Veröffentlichungen des Gladbeckers. Dies macht sich auch auf dem Sequel deutlich bemerkbar. Der Protagonist scheint mächtig schlechte Laune zu haben und rechnet in groß angelegten Rundumschlägen ab. Er hat "Kugeln im Colt" für seine Feinde, will "Rapper ficken" und spittet zu diesem Zweck "100 Terrorbars". Provokation steht hierbei über allem und so ist sich Fard für keine gewaltverherrlichende Aussage zu schade. Diese Antihaltung hat zunächst zwar eine gewisse Wucht, doch legt sich diese schnell. Denn inhaltlich haben die erzwungenen Schockeffekte reichlich wenig zu bieten. Zahllose Klischees und plumpe Aussagen reihen sich aneinander, von denen kaum etwas hängenbleibt. Es wirkt so wie eine lauwarm aufgekochte Suppe aus Zutaten des letzten Straßenrap-Jahrzehnts. Mit den nachdenklicheren Songs verhält es sich leider ähnlich. Titel wie "Peter Pan 2" und "Der Junge ohne Herz 2" lassen es bereits vermuten: Fard kopiert beim Versuch einer Fortsetzung nur sich selbst, ohne dass es ihm aber gelingt, dem Geschaffenen etwas Neues oder Spannendes hinzuzufügen.
So ist "Alter Ego II" letztlich eine zwar solide gerappte und gut durchproduzierte Platte, der es allerdings an Eigenständigkeit fehlt. Fard rezitiert bereits Bekanntes und würzt es mit einfacher Provokation und gespieltem Tiefgang. Wirklich hervortun kann er sich im breitgefächerten Streetrap-Genre so aber nicht.
(Florian Peking)