Denn als man mir dann ein Mic gab, wusst' ich, ich bin diese Frau …
Die den Männern jetzt beweist, woran niemand wirklich glaubt.
Eigentlich weiß deutscher Rap seit gut 20 Jahren, dass Füchse gar keine Rudeltiere sind. Dennoch kann es nie schaden, dieses Wissen ab und an wieder aufzufrischen. Der perfekte Zeitpunkt also für "Stola", das Debütalbum von Antifuchs, auf dem die Rapperin unter Beweis stellen möchte, dass ihre One-Woman-Show auch über eine ganze Platte hinweg funktioniert. Das musikalische Pendant zu ihrem auf Facebook zelebrierten Mittelfinger-Mittwoch.
Komplett allein ist Antifuchs natürlich nicht, denn nach wie vor wird sie von Rooq mit Instrumentals versorgt. Die sind nicht nur maßgeschneidert auf ihre Stimme und ihren Flow, sondern auch auf die unterschiedlichen Stationen ihres Lebens, durch die "Stola" führt. So entfalten sich Beat und Flow auf "1989" gemeinsam und führen textlich wie klanglich bestens in ein Album ein, das sich vor allem um das Dasein als Außenseiterin und den Kampf gegen den Rest der Welt dreht. Track für Track lässt Anti ihre Maske fallen, ohne sie wirklich abzunehmen, während Rooq ihr die dafür passenden Töne zur Verfügung stellt. Was soundtechnisch ausgefeilt ist, besticht aber auch Dank durchdachter Inhalte. So ist etwa "Alter Hase, junger Fuchs" nicht nur ein Konzeptsong und Zwiegespräch mit Lakmann, sondern gleichzeitig auch eine Analyse des hiesigen Business, während "Mama" gleichermaßen als Botschaft an die eigene Mutter dient, wie es auch veraltete Frauenbilder hinterfragt. Dass bei so vielen Themen noch Platz für einige Ohrwürmer bleibt, rundet das Album vollends ab.
Dank "Stola" erinnert sich deutscher Rap nicht nur daran, dass Füchse keine Rudeltiere sind – er weiß jetzt auch, dass Anti mit beiden Jordans fest in der Szene steht. Und das ist nicht nur ein großes Glück, weil der Anteil etablierter Rapperinnen weiterhin ungemein gering ist. Sondern auch, weil Antifuchs einfach eine verdammt talentierte Künstlerin ist.
(Daniel Fersch)