Doch immerhin kann ich noch sagen:
Ich hab' stets gefühlt, was ich tat.
In dem oft viel zu klein wirkenden Kosmos der deutschen Rapszene bewegen sich die verschiedensten Charaktere. Die meisten vereint die Eigenschaft, auffallen und die Umwelt auf sich aufmerksam machen zu wollen, um ihre Kunst zur Geltung zu bringen. Selten kommt es vor, dass sich dazwischen Künstler wiederfinden, deren Perspektive dem entgegensteht. Die sich in erster Linie Gehör verschaffen, indem sie ihre Außenwelt voller Empathie, Zuneigung oder aber Abscheu betrachten und ihre Hörer an diesen eigenen, ehrlichen Gedanken teilhaben lassen.
Einer derjenigen, der wie ein Prototyp für diese Art von Künstler stand, war dude26. Seine sechs Soloplatten sprechen diesbezüglich ebenso für sich wie die mit Partner Fable Phaeb als dude&phaeb aufgebaute Crew-Diskografie. Bezeichnend ist, dass er beide Bereiche in 2017 noch einmal mit einem jeweils letzten Release erweitert hat – trotz des Fortschreitens seiner Erkrankung. Man möchte sich eine solche Interpretation zwar kaum anmaßen, wird aber das Gefühl nicht los, dass dieser Umstand auf eine bewusste Entscheidung zurückzuführen ist. Denn er fügt sich nahtlos ein in das Bild eines Künstlers, dem sein Beitrag an einem großen Ganzen wichtiger zu sein schien als sein eigener kleiner Vorteil.
dude26 konnte seinen Hörern immer das Gefühl vermitteln, direkt zu ihnen zu sprechen – voller Wärme, voller Verletzlichkeit und dennoch voller Stärke. Wer das Glück hatte, den Mensch hinter dem Artist kennenzulernen, konnte auch persönlich einer Haltung begegnen, die genau diese Eigenschaften transportierte. dudes Label "DailyConcept" spricht in Bezug auf dessen Schaffen von "grown men rap". Ich möchte lieber von "Menschlichkeit" sprechen, die sich zwischen all seinen Zeilen findet. Die ausdrückt: "Ich muss mich nicht verstellen, ich weiß, wer ich bin. Ich hab' genug gesehen und ihr dürft daran teilhaben, wenn ihr möchtet."
Danke, dass wir daran teilhaben durften, Georg. Es gibt niemanden, der die Lücke schließen können wird, die du in dieser Szene hinterlässt.
(Maximilian Schneider-Ludorff)
Die Familie von dude26 hat den Wunsch geäußert, dass Anteilnehmende statt Blumen für die Beerdigung lieber an die ALS-Hilfe spenden mögen. Bei ALS handelt es sich um die Nervenkrankheit, unter der auch dude26 litt.
Nachfolgend findet Ihr die Kontoverbindung für die Trauergemeinschaft, die zu diesem Zweck von der ALS-Ambulanz an der Berliner Charité bereitgestellt wurde:
Kasse der Charité
Berliner Sparkasse
IBAN: DE53 1005 0000 1270 0055 50
BIC: BELADEBEXXX
Verwendungszweck: ALS 89751010/Georg Ziegler