"Was für 'Generation Rap'? Ihr wurdet alle gefalkschachtet."
Die Zeiten, in denen guter Rap unbedingt von der Straße kommen musste, sind längst vorbei. Heute kann er auch von YouTube aus, über Instagram oder durch den Facebook-Newsfeed direkt in den Gehörgang finden. Und damit ergeben sich für Künstler abseits der ausgetrampelten Pfade vergangener Generationen völlig neue Wege. Dass dieser Kurs dann auch zielführend sein kann, stellen millone & Genz auf ihrem Heimweg "von der Timeline zum Bordstein zurück" unter Beweis.
Nachdem das Duo bereits 2016 "vom Bordstein bis zur Timeline" unterwegs war, haben die beiden Twitter-Ikonen nun ihre als Mixtape vertonte Rückreise am Start. Über Boom bapig wirkende Beats mit untergemischten Trap- und Cloudanleihen erzählt man auf zwölf Tracks nach eigenen Angaben wieder mal von nichts, aber sagt genau damit so einiges aus. Mit der zynischen Arroganz oldschooliger Trendkritiker und der Experimentierfreudigkeit frankophiler Newschooler kreieren Genz und millone einen Style, der das Beste aus diversen Welten vereint und dennoch nirgendwo wirklich einzuordnen ist. Ihre cleveren Sprüche und witzigen Zeilen machen jedem, der ihnen in der Szene und darum herum nicht passt, das Leben schwer. So fordern die Maggas auch 2018, den "Sabbel zu halten", küren "Hurensohn" zum "Jugendwort des Jahres" oder verleihen ganz einfach ihrem "Hass" auf deutsche Rapper Ausdruck. Da kommt das "Outro" dann fast schon zu schnell und für den Hörer genauso überraschend wie für die Künstler selbst.
Wer noch einen Beweis dafür sucht, dass guter Rap nicht nur im Dreck, sondern auch auf Twitter gedeihen kann, dem sei "Von der Timeline zum Bordstein zurück" wärmstens empfohlen. millone & Genz präsentieren sich soundästhetisch wie inhaltlich von ihrer besten Seite und damit ein absolut großartiges Mixtape.
(Daniel Fersch)