Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Auf Facebook äußerst du dich gefühlt täglich kritisch – wenn auch mit einem gewissen Augenzwinkern – zur deutschen HipHop-Szene. Wie und wann bist du dieser denn zum ersten Mal begegnet?
Flexis: In einem Jugendclub in Berlin-Köpenick. Da konnte man rappen, sprühen und breakdancen. Das war so richtig schön klischeebeladen. Damals war es aber auch noch cool, weiße Russel Athletics-Pullover und tief hängende Sir Benny Miles-Baggy Pants mit Skaterschuhen und bunten Fat Laces zu kombinieren. Nicht zu vergessen die 14-jährigen Mädels, die ihre String-Tangas unter den karierten Boxershorts hervorblitzen ließen. Zu der Zeit waren die "Reimketten" von Denyo auch noch das Nonplusultra der "HipHop-Szene".
MZEE.com: Selbst aktiv bist du spätestens 2002 zusammen mit Phylo als "Da Flexiblez" und als Solokünstler ab 2011 gewesen. Genug Zeit also, um die eigene Diskographie auszubauen. Hast du aus all den Jahren einen persönlichen Lieblingstrack von dir selbst?
Flexis: Als Musiker findet man doch spätestens nach zwei Wochen eh alles beschissen, was man gerade gemacht hat. Mein persönlicher Lieblingstrack ist auf dem kommenden "Kaufhaus Jandorf"-Mixtape und trägt den wundervollen Namen "Schockt Nicht Mehr". Das Ding kam auch schon als Single raus und ist der größte Hit seit allem von Michael Jackson.
MZEE.com: Gibt es auf der anderen Seite auch einen alten Track von dir, der dir mittlerweile unangenehm ist? Wenn ja, welchen?
Flexis: Alle! Besonders die schlechten. Und das sind ziemlich viele!
MZEE.com: Genug von der Vergangenheit geredet. Dein Mixtape "Kaufhaus Jandorf" ist für den 02. Februar angekündigt – welche Ziele peilst du in Zukunft noch mit deiner Musik an?
Flexis: Reichtum, Weltherrschaft, Frieden auf Erden … So ganz bodenständige Sachen eben. Wer sich keine Ziele setzt, kann auch nichts erreichen. Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. Mach kaputt, was dich kaputt macht. Das Runde muss in das Eckige. Die Medaille hat zwei Seiten. Und hundert andere Kalendersprüche deiner Wahl.
MZEE.com: Und zum Schluss: Wenn du dein Schaffen auf eine Grundaussage reduzieren müsstest, die du mit deiner Musik vermitteln möchtest, welche wäre das?
Flexis: Mit der Beantwortung dieser Frage kann man sich nur Eigentore schießen. Wer sein Schaffen auf eine Grundaussage reduzieren kann, ist in meinen Augen kein Künstler sondern ein reiner Dienstleister und in etwa auf demselben inhaltlichen Niveau wie Jürgen Drews.
Ein Exclusive von Flexis könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
Du bist der Meinung, Du oder jemand, den Du kennst, sollte sich unserem Mic Check unterziehen? Wir freuen uns über Bewerbungen oder Empfehlungen mit dem Betreff "Mic Check – *Künstlername*" an daniel@mzee.com.