Alles hier verändert sich.
Und das gefällt mir nicht.
Wer nach deutschem Rap im Untergrund sucht, der findet reichlich – zum Beispiel die Crew Punkt + Komma. Die Dortmunder machen zwar schon seit 2014 in dieser Konstellation Musik, doch veröffentlichen erst jetzt ihr gleichnamiges Debütalbum. Und dieses hat weit mehr Aussagekraft, als der relativ nichtssagende Titel aus Satzzeichen vermuten lässt.
In erster Linie scheint "Punkt + Komma" eine bodenständige Rap-Platte zu sein, die sich bewusst an den Anfängen des Genres orientiert. Die Produzenten J.Field und DJ Danielson verarbeiten meist unaufgeregte, aber atmosphärische Samples zu gechillten Beats mit eindeutigem Oldschool-Einschlag. Florian Turms Sprechgesangseinlagen klingen ähnlich entspannt und passen daher angenehm auf die recht schnörkellosen Kopfnicker-Instrumentals. Jedoch sorgt er durch seinen variationsarmen Flow und die allzu ruhige, kraftlose Stimme gleichfalls für eine gewisse Eintönigkeit. Das ist schade, denn so gehen die stellenweise äußerst intelligenten Texte des Rappers in einer vor sich hin plätschernden Präsentation unter. Beim immer wieder gern bedienten Leitmotiv, der Liebe zum HipHop, mag das noch zu verschmerzen sein – doch widmet sich der MC auch drängenderen Themen. Turms Gedanken über Gesellschaftspolitisches haben durchaus progressiven Charakter und vermögen es, im kleinen Stil aufzurütteln, auch wenn sein Gestus kaum über den erhobenen Zeigefinger hinausreicht. Allerdings ist sich die Crew dieses Umstands durchaus bewusst. Auf "Heuchelei" reflektieren sie eindrucksvoll ehrlich die eigene Doppelmoral und Machtlosigkeit: "Sag' euch, wie es besser wäre und lebe das Gegenteil."
Um diesen textlichen Gehalt wirklich eindrucksvoll auszuspielen, fehlt es letztlich vor allem an Energie. Die handwerklich ausgereiften Beats ähneln sich zu sehr und bieten, wie auch die Raps von Florian Turm, zu wenig mitreißende Impulse. Doch vielleicht setzen Punkt + Komma ja mit ihrem nächsten Release ein Ausrufezeichen – das Potenzial dafür haben sie jedenfalls.
(Florian Peking)