Jeder, der mich feiert, hat mich nicht verstanden.
Und wer uns nicht versteht, ist zu schlecht für guten Rap.
Entdeckt man einen Künstler neu, so entsteht immer ein spannendes erstes Hörerlebnis, denn oft ist unklar, womit man rechnen kann. So geschehen mit "Blumen aus Wachs" von dem Duo Manfred Groove, deren Arbeiten mir bisher nicht bekannt waren. Dass es sich bei den beiden auch um die Schaffenden hinter den "Literal Videos" handelt, die derzeit für Furore sorgen, weckt dabei eine gewisse Erwartungshaltung.
Im Gegensatz zu vielen kontemporären Veröffentlichungen, die durch Ohrwurm-Qualitäten punkten wollen, bietet "Blumen aus Wachs" einen deutlich komplexeren Ansatz. Es fällt schwer, Zugang zu der Platte zu finden, weil sie so abwechslungsreich und zugleich verwirrend ist. Allem Anschein nach ist das auch der Grundgedanke von Milf Anderson und YellowCookies. Denn ohne den Spaß, Leuten vor den Kopf zu stoßen, würden lyrisch verkopfte Songs wie "Und der Wettermann" und instrumentale Lieder wie "Try and Reduce It" kaum nebeneinander auf einer Platte stehen. Auch sonst findet die Musik außerhalb der modernen Konventionen statt. Durch die eigenwillige Betonung und Vortragsweise von Milf plätschern die komplexen Geschichten, die erzählt werden, leider nur dahin und verwehren mir trotz Bemühung den Zugang. Sei es die Art zu reimen oder die Flowvariationen – irgendwie möchte dieses Album nicht zünden. Der Sound auf "Blumen aus Wachs" ist von Boom bap inspiriert, beinhaltet jedoch auch viele elektronische Ansätze, die gleichermaßen chaotisch wie eingängig daherkommen.
Noch nie ist es mir schwerer gefallen, ein Album zu rezensieren. Dies liegt vor allem an der eigenen Art, die Manfred Groove innewohnt. "Blumen aus Wachs" lief mal nebenbei und mal habe ich konzentriert zugehört, jedoch blieb ich stets verwirrt zurück. Dennoch möchte ich allein für den einzigartigen Sound eine Hörempfehlung für "Blumen aus Wachs" aussprechen – und das obwohl sich die Platte mir noch nicht ganz erschließt.
(Lennart Wenner)