Mein Korea-Trip war cool. Ich hing auf Drogen rum mit Kim-Jong Un.
Wir redeten sehr viel – Ching Chong Chung.
2007: Ein hungriger Essener veröffentlichte auf dem damals noch jungen Rap-Label Selfmade Records sein Debüt-Album "Harlekin". Auf Songs wie "Ich vermisse euch" verarbeitete er den Tod seiner Eltern in Jugendjahren, machte aber gleichzeitig auch mit Texten unter der Gürtellinie als vermeintlicher "Selfmade Millionär" auf sich aufmerksam. Mittlerweile ist Favorite bei Album Nummer fünf und präsentiert sich nun als "Alternative für Deutschland".
Wenn man seine Veröffentlichungen von damals mit der aktuellen Platte vergleicht, hat sich augenscheinlich nicht viel getan. Das "Intro" handelt wieder vom tragischen Verlust der Erziehungsberechtigten, danach folgen Texte über die eigene Spielsucht. Präsentiert wird die Chose mit einer großen Prise schwarzem Humor und den irrwitzigsten Einfällen, wie man die eigenen Feinde ermorden kann. Das Problem hierbei wird schnell deutlich: Der mittlerweile 31-Jährige wiederholt sich massiv. Um dies zu kompensieren, versucht Favorite verzweifelt, die immer derbere Punchline und den noch durchdachteren Reim zu schreiben. Was er dabei nicht merkt, ist, dass eine Pointe nicht witziger wird, je grenzwertiger man sie formuliert. Dazu kommt der veraltete Soundteppich seines alten Weggefährten Rizbo, der scheinbar auch nicht weiß, wie er den Rapper noch kreativ in Szene setzen soll – außer mit zu lauten Snares und zirkusähnlichen, gesampleten Soundeffekten.
Das gesamte Album wirkt dadurch aus der Zeit gefallen. Zu morbide ist der Sound, zu gewollt böse wirken die Texte, zu schief sind die Gesangseinlagen in der Hook. Was dem Selfmade-Künstler früher locker von der Hand ging, wirkt mittlerweile eher verkrampft. Ignoriert man also die offenkundige Provokation durch den Titel und nimmt ihn stattdessen wortwörtlich, muss man an dieser Stelle verkünden, dass Favorite in diesem Jahr leider keine "Alternative für Deutschland" bildet.
(Sven Aumiller)