Gutaussehender Negro, arrogant, fast wie ein Mädel.
Bei diesem Anblick brechen Bitches ab wie Fingernägel.
Bei Mortel handelt es sich nicht um die falsche Schreibweise des Baumaterials. Und spätestens seit 2017 ist der Rapper mit diesem Künstlernamen auch kein Unbekannter mehr. So überzeugte er nicht nur durch seinen Part auf Azads neuem Album, sondern ebenso durch einen Gastbeitrag auf Fler und Jalils "Epic". Mit dem eigenen Mixtape "Racaille" möchte er nun an diese Erfolge anknüpfen, bevor es an sein Debütalbum geht.
Schon allein die Features des Tapes versprechen einiges. Sido, Fler, Celo & Abdi, Marvin Game oder Nimo: Die lange Liste kann mit großen Namen der Straßenrap-Szene punkten. Das mag zunächst nicht unbedingt viel bedeuten, doch die Gastbeiträge sind passend platziert und bringen eine gewisse Abwechslung in das Release, das andernfalls schnell eintönig werden könnte. Denn Mortel selbst rappt auf "Racaille" durchgehend mit extrem gedrückter Stimme und bringt kurze, gesungene Phrasen als Hooks. So aber wirkt das Tape sehr facettenreich und rund, was auch durch die authentischen Erzählungen des Trierer Rappers von der Straße untermauert wird. Zwar geht es in seinen Tracks oft darum, dass Geld "keine Rolle mehr" spielt, weil er ab sofort "nie mehr broke" ist. Man erfährt jedoch auch, wie er bis hierhin gekommen ist. Seine markante Stimme untermalt diese Geschichten dabei stets mit der nötigen Aggressivität und verleiht alldem zusätzliche Authentizität. Dennoch reicht dies nicht aus für einen gewissen Wiederhörwert. Mortel versteht zwar sein Handwerk und auch seine Produzenten wissen, wie Trap funktioniert und setzen Basslines und Synthies routiniert ein. Jedoch fehlt es an Ecken und Kanten.
"Racaille" ist ein abwechslungsreiches Release, das zeigt, welches Potenzial und welche Stärken der Newcomer Mortel hat. Gleichwohl reiht es sich am Ende doch zu sehr in die ohnehin etwas überladene Masse an Alben aus der Trap-Sparte ein und kann gerade durch das Fehlen jeglicher Highlights nicht genug überzeugen. Mit seinem kommenden Debütalbum könnte der Künstler durchaus punkten. Denn auf dem Mixtape beweist er definitiv, dass er hungrig genug ist, um an seinen Schwächen zu arbeiten.
(Lukas Päckert)