Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du stammst aus der Oberpfalz. Wann und wie bist du HipHop dort erstmals begegnet?
MF Eistee: Ich weiß noch genau, als ich bei einem Kumpel nach der Schule war. Müsste so 1999 oder 2000 gewesen sein. Er machte die Tür auf und sagte: "Komm rein, das musst du dir anhören!" Er hatte eine gebrannte CD mit der Aufschrift "Westberlin Maskulin – Battlekings". Das war der Startschuss.
MZEE.com: Du kannst bereits auf einige Platten und Projekte zurückblicken, an denen du beteiligt warst. Gibt es unter all den Arbeiten einen persönlichen Lieblingsbeat von dir selbst?
MF Eistee: (überlegt) Also, bei den Projekten, die in der Zukunft kommen, würde ich dir sofort einen nennen können. Aber ja: Der "crates." auf der "recovered". Da ich damit auch viel mit dem dazugehörigen Video verbinde. Meine Freundin hat mich da spontan beim Diggen in Frankreich und Spanien gefilmt und aus dem Material ist das Video im Nachhinein entstanden.
MZEE.com: Wovon lässt du dich beim Bauen deiner Beats inspirieren?
MF Eistee: Mein Traumsetting ist, Samstagmorgen mit einer Tasse Kaffee ein paar Platten zu hören. Solange bis mir ein Sample durch die Ohren geht. Da bin ich am produktivsten und habe die meisten Ideen, Inspirationen und vor allem die Zeit.
MZEE.com: Im Video zu "crates." kann man dich in der natürlichen Umgebung der meisten Produzenten und DJs sehen: dem Plattenladen. Suchst du deine Samples für gewöhnlich tatsächlich lieber auf Platten oder im Internet?
MF Eistee: Tatsächlich lieber von Platten. Das ist auch eine ganz andere Haptik, da hört man bewusster zu. Obwohl ich auch schon Sachen von YouTube gesamplet habe. Aber nachdem das sehr viele andere Producer auch so handhaben und sich dadurch auch schon einige Samples immer wiederholen, lasse ich so gut es geht die Finger davon. In letzter Zeit spiele ich auch viele Sachen selbst ein, arbeite also komplett ohne Samples.
MZEE.com: Bist du zufrieden damit, wie Produzenten in der deutschen Rapszene wahrgenommen werden?
MF Eistee: Es hat sich stark gebessert, was ich sehr gut finde. Es ist allerdings noch Luft nach oben, aber ich sehe dem Ganzen positiv entgegen.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
(Fotos von Rauchbauer & Partner Werbeagentur)
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