Wir reden weiter, wenn mein Album da ist.
Es war wieder einmal lange still um Liquit Walker – einen Künstler, der innerhalb der Szene den Drahtseilakt der Bekanntheit – zwischen unbeschriebenem Blatt und buntem Hund – förmlich lebt und für den der Begriff "Underdog" wie gemacht zu sein scheint. So konnte sich Liq in der Battlerap-Szene ein Standing aufbauen und spätestens "unter Wölfen" auch auf Platte begeistern. Trotzdem scheint er immer noch wie "vergessen in der Gleichung". "Die besten Menschen der Welt gedeih'n noch immer im Dreck" – dies scheint daher nicht nur ein Phrase zu sein, sondern vielmehr das Mindset hinter "Trümmerkönig".
Die 15 Songs des Albums werden die Herzen einiger Deutschrap-Fans höher schlagen lassen. Thematisch bewegt man sich dabei zwischen Representer-Tracks, die nur so vor frecher und humorvoller Battle-Attitüde strotzen, tiefsinnigeren Songs, die sowohl zur Selbstreflexion einladen als auch den Charakter Liquit Walker greifbar machen, sowie Szenekritik noch und nöcher. Die Art und Weise wie Zeilen stellenweise aufgebaut und präsentiert werden, erinnert dabei unweigerlich an vergangene Werke Liqs und lässt Nostalgie aufkommen. Das beste Beispiel hierfür ist die Zeile: "Marketing – keinen Sinn. In meiner Box sitzt ein Oger mit 'ner Shisha auf 'nem Einhorn, das ein' Ayran trinkt", welche wohl genauso gut auf einer der "Two And A Half Men"-EPs funktioniert hätte. Für die musikalische Untermalung sorgen Jumpa und Bad Paris als Produzententeam, welches das gesamte Werk mit einem frischen, zeitgenössischen – aber auch dreckigen, ehrlichen – Sound versieht, der zum Mitnicken einlädt.
Keine Frage: Wer mit dem Humor Liquits nichts anzufangen weiß, wer große Worte und Pathos nicht ausstehen kann und wer der Meinung ist, dass es keinerlei Kritikpunkte an der aktuellen Szene gibt, der wird kein Fan von "Trümmerkönig" werden. Für alle anderen mausert sich das Werk nicht zuletzt wegen der unverwechselbaren Stimme des Künstlers und dem eingängigen Sound zu einer Hörempfehlung, der man eine Chance geben sollte. Und so gedeih'n im Dreck scheinbar nicht nur die besten Menschen der Welt, sondern auch wirklich empfehlenswerte Musik.
(Lukas Maier)