Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Wegen deines Alters wirst du gerne als "Wunderkind" bezeichnet. Wie alt warst du denn, als du HipHop erstmals begegnet bist?
Kuso Gvki: Keine Ahnung – vielleicht sieben oder acht.
MZEE.com: Deine Instrumentals sind gespickt mit teils recht obskuren Samples und Versatzstücken aus japanischen Klangwelten. Diggst du diese Samples für gewöhnlich direkt von Platten oder aus dem Internet?
Kuso Gvki: Wenn ich Tracks sample, dann von Platte. Ich versuche immer, das beste Medium zu bekommen – auch CDs oder VHS. Bei Drake-Acapellas oder so sind das halt oft DIYs, da nehme ich dann natürlich auch Sachen aus dem Internet. Und Sprachnachrichten. Auf der EP ist 'ne Nachricht von DJ Vizir an DJ Bukkakeking, der fragt, ob er wusste, dass die Kalaschnikow immer geladen ist. Wegen dem Kaaris-Track, ne. Shout-out an Vizir!
MZEE.com: Auf deinem Debüt, das ebenfalls den Titel "Kuso Gvki" trägt, kann sich der Hörer auf neun Anspielstationen von deinem Können überzeugen. Wenn du nur einen deiner Beats hättest, um jemandem deine Musik zu zeigen, welcher wäre das? Warum gerade dieser?
Kuso Gvki: Da würde ich was Aktuelles nehmen, da das, denke ich, am besten widerspiegelt, wo ich gerade stehe. Ich habe meinen Sound noch nicht gefunden. Ich bin sehr zufrieden mit dem Debüt, aber die neuen Sachen klingen schon sehr anders. Auf der anderen Seite: Wenn ich jemanden überzeugen wollen würde, mit mir zu arbeiten oder mich zu buchen oder so, würde ich vielleicht "Cinnamon" zeigen. Einfach, weil der gut ankommt und am meisten geklickt ist. Aber meistens will ich die Leute ja eher vom Gegenteil überzeugen …
MZEE.com: Auf deiner SoundCloud-Seite finden sich zudem einige Remixe anderer Werke. Was macht für dich denn einen guten Remix aus?
Kuso Gvki: Ein Remix kann verschiedene Zwecke erfüllen. Er ist gut, wenn er besser als das Original ist – vor allem, wenn er sich innerhalb des gleichen Genres bewegt. Er kann aber auch dazu dienen, einen Song in ein anderes Genre zu transferieren. Das Original zu "Ruckus" finde ich auf jeden Fall nicer als meinen Remix. Aber es ist halt kein Track, den ich im Club spielen würde.
MZEE.com: Du bist noch am Anfang deiner Karriere und gerade in deinem Alter stehen einem wohl noch alle Türen in der Branche offen. Hast du dir denn schon bestimmte Ziele in Sachen Musik gesetzt?
Kuso Gvki: Noch gar nicht. Live zu spielen ist eine großartige Erfahrung. Die Szene ein bisschen kennenzulernen auch. Aber ich habe jetzt nicht so Super-Star-Producer-Ambitionen. Ich glaube, dafür bin ich auch zu eigensinnig. Es gab schon einige Anfragen, aber ich habe keine Lust, so abzuliefern. Ich arbeite gerne eng mit anderen Leuten zusammen und mache auch gerne mal was Unkonventionelles. Aber ich gebe Sachen auch nicht gerne her. Wenn ich einen Beat feier', dann will ich den auf meinem Album haben und nicht auf dem von einem Rapper.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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