Ich fick' die Bitches, die ich will.
Will die dicken Schlitten und die Villen.
Bevor Seyed auf Kollegahs Label Alpha Music Empire gesignt wurde und letztes Jahr sein Debütalbum "Engel mit der AK" veröffentlichte, dürften ihn wohl nur die Wenigsten auf dem Schirm gehabt haben. Mit seinem neuen Album "Cold Summer" muss der Rapper aus Wiesbaden nun gleich zwei Fragen beantworten: Legt er die AK, die Engelsflügel oder nichts von beidem ab? Und kann er aus Kollegahs riesigem Schatten treten und sich von dem Image des Protegés emanzipieren?
Mit dem Album werden keine wirklichen Antworten auf diese Fragen gegeben. Seyed zelebriert seinen Lifestyle, indem er ziemlich viele Frauen kriegt, Scheine zählt und mit dem Boss rappen darf. In dessen Windschatten fühlt sich Seyed scheinbar ziemlich wohl, denn er betont mehrere Male, wie toll es ist, wenn Kollegah dein Labelchef ist. Damit einhergehend gibt sich dieser auf dem Album zweimal als Gast die Ehre und betont, dass er mit dem Wiesbadener den "freshesten Kanak im Showgeschäft" gesignt hat. Thematisch bleibt "Cold Summer" durchgängig eindimensional und – im besten Falle – stringent. Auch der Track "Hinter braunen Augen", auf dem der Rapper seine Jugend in Deutschland skizziert, kann keine wünschenswerte Tiefe erzeugen. Zumindest wird auf dem Album nicht standardmäßig die verflossene Liebe zur Ex thematisiert. Auch das Soundbild wirkt eintönig und ist hauptsächlich an kontemporären Trap angelehnt, was im Einklang mit Seyeds eigener Aussage steht, dass er aktuell "den übelsten Ami-Trip" fährt.
So recht will einem nicht einleuchten, weshalb der Wiesbadener etwas Besonderes an sich hat. Ganz im Gegenteil: Seyed bleibt auf seinem zweiten Album weitestgehend profillos und kann kein Ausrufezeichen im deutschen Straßenrap setzen. Zusätzlich tut das Album wenig dafür, dass er als eigenständiger Künstler wahrgenommen werden kann. Kollegahs Schatten scheint somit noch zu groß zu sein.
(Lennart Wenner)