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Kritik

Olli Banjo – Großstadtdschungel

"Wie macht man Klas­sen­kampf aufm Sofa mit schlaf­fem Schwanz?" – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Olli Ban­jos aktu­el­lem Release "Groß­stadt­dschun­gel" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Wie macht man Klas­sen­kampf aufm Sofa mit schlaf­fem Schwanz?

Olli Ban­jo ist schon eine gefühl­te Ewig­keit in der Sze­ne aktiv. Kein Wun­der also, dass er den Drang hat­te, sich neu zu erfin­den. Doch nach sei­nem Aus­flug in die Rock-​Sphären als Wun­der­kynd ver­öf­fent­licht Oli­ver Olu­se­gun Otu­ban­jo nun eine neue Rap-​Platte. Das könn­te man zumin­dest mei­nen. Es stellt sich aller­dings schnell her­aus, dass gro­ße Tei­le des Albums mit rei­nem Rap nicht mehr viel gemein­sam haben.

Da wäre zu aller­erst das auf Chart-​Hymne getrimm­te "Ver­dammt lang her" mit Prinz Pi. Der Song besteht aus­schließ­lich aus Ingre­di­en­zi­en eines zeit­ge­nös­si­schen Deutschpop-​Songs: ein ober­fläch­li­ches und für die Mas­se nach­voll­zieh­ba­res The­ma, eine simp­le Ohrwurm-​Hook sowie ein­fäl­ti­ge "Woho"-Rufe, die das Publi­kum zum Mit­krei­schen ein­la­den sol­len. Unver­meid­lich wer­den beim Hören alb­traum­ar­ti­ge Erin­ne­run­gen an Mark Fors­ter und Kon­sor­ten wach, denn genau an die­sem Sound ori­en­tiert sich Ban­jo hier. Ähn­lich ein­di­men­sio­nal klin­gen Songs wie "Arsch­loch Dum­me Sau" oder "Bruce Wil­lis". Wäh­rend in ers­te­rem wenig ori­gi­nell das bekann­te Feld der Bezie­hungs­pro­ble­me abge­ar­bei­tet wird, ist letz­te­rer inhalt­lich das Rap-​Pendant zu einem Büh­nen­pro­gramm von Mario Barth. Zwi­schen die­ser bun­ten Samm­lung an Kli­schees schlägt Olli Ban­jo immer wie­der poli­ti­sche Töne an. In "Skin­head" oder "Wir sind das Volk" kom­men­tiert er aktu­el­le gesell­schaft­li­che The­men und hält Men­schen mit ras­sis­ti­schen und popu­lis­ti­schen Ten­den­zen den Spie­gel vor. Das funk­tio­niert bis zu einem gewis­sen Grad auch ein­wand­frei. Aller­dings fällt die auf­ge­bau­te Stim­mung schnell in sich zusam­men, wenn Ban­jo zu einer eigen­wil­li­gen Sound­äs­the­tik greift und etwa einen Kin­der­chor sei­nen Refrain träl­lern lässt.

Sol­che Ent­schei­dun­gen füh­ren dazu, dass der "Groß­stadt­dschun­gel" des gebür­ti­gen Hei­del­ber­gers nur sel­ten ein kohä­ren­tes Hör­erleb­nis bie­ten kann. Ein­zel­ne tref­fen­de Aus­sa­gen ver­baut sich Olli Ban­jo selbst, denn die nächs­te befremd­li­che Zei­le oder Hook folgt auf dem Fuße. Und so kann sein neu­es Album ledig­lich in Ansät­zen wirk­lich mitreißen.

(Flo­ri­an Peking)