Serch und Nepumuk sagen euch Sachen.
Richtige Sachen. Wichtige Sachen.
Ein Leben als Künstler abseits bürgerlicher Normen und Werte in kreativer Freiheit und Selbstverwirklichung. Genau hier kommt zusammen, was zusammenkommen muss: Nepumuk und Sir Serch. Wo und wann man sich kennenlernte? "Besoffen!" Der eine ist so fest mit dem Sichtexotismus verwurzelt, dass man gar nicht sagen kann, wo das Labellogo aufhört und er anfängt. Der andere kann als Untergrundlegende auf eine Vielzahl von Alben und EPs zurückblicken. Das ist "La Bohème".
Passend zum Titel und der eigenen Attitüde äußern die beiden Gesellschafts- und Kulturkritik, weisen fragwürdige Szeneentwicklungen zurecht und stellen alles und jeden bloß, der ihnen nicht in den Kram passt. Und manchmal auch sich selbst. Darum muss man beim "Schwanzvergleich" auch "hingucken" – schließlich sind Nepumuk und Serch unendlich schön. Genau wie ihr Sound, bei dem der instrumentale Anteil vorwiegend von Knowsum stammt. Hier mal etwas rauschend, da mal etwas knarzend, dann wiederum fast disharmonischer, schräger Boom bap – eben genau das, was die beiden MCs brauchen. Darauf rappen sie dann schonungslos und sämtliche Rap-, Flow- und Techniktrends der deutschen Szene ignorierend. Mal mit absolut klaren Worten, mal verborgen und kryptisch liefern sie Aussagen zu Themen wie "Zellteilung" und "Sodomie". Am Ende geht's mit frisch fettabgesaugtem Körper auf der leuchtend weißen Yacht über ein Meer aus Fans. Das Ziel: "der Abgrund".
Und bevor er wirklich begonnen hat, ist er auch schon wieder vorbei, der Kurztrip mit Sir Serch und Nepumuk. Während das Vinyl noch ein wenig vor sich hinknackt, verlassen wir eine Welt frei von Schranken und Klassen, wo Kunst um der Kunst Willen gemacht wird und man rappt, ohne einen Grund dafür zu brauchen. Das ist "La Bohème".
(Daniel Fersch)