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Interview

Olli Banjo

"Für mei­nen Rap­stil habe ich aber nie rich­tig mit­be­kom­men, dass da jemand geha­tet hat. Wüss­te auch nicht, was es da zu haten gäbe." – Olli Ban­jo im Inter­view über sei­ne jahr­zehn­te­lan­ge Kar­rie­re, poli­ti­sche State­ments, das neue Album "Groß­stadt­dschun­gel" und Leben auf dem Land.

Oli­ver Olu­se­gun Otu­ban­jo ist im Janu­ar 40 Jah­re alt gewor­den. Sein hal­bes Leben lang kennt die Rap­welt den gebür­ti­gen Hei­del­ber­ger schon unter dem Künst­ler­na­men Olli Ban­jo. Und ver­bin­det ihn mit Sze­ne­grö­ßen wie Kool Savas, unzäh­li­gen Fea­ture­parts und einem sehr mar­kan­ten Flow. Am 28. Juli die­ses Jah­res ver­öf­fent­licht der "Tech­no­pi­lot" nun sein neu­es Album "Groß­stadt­dschun­gel". Ein guter Grund, ihn auch für MZEE​.com end­lich ein­mal zum Gespräch zu bit­ten. So spra­chen wir mit ihm über ganz beson­de­re Momen­te sei­ner lang­jäh­ri­gen Kar­rie­re, sein kom­men­des neu­es Album, sei­ne poli­ti­sche Pha­se als "Sofa-​Che Gue­va­ra" und sei­ne etwa­igen Aus­flü­ge in die Rock-​Welt als "Wun­der­kynd". 

MZEE​.com: Vor eini­ger Zeit hast du bei dei­nem Umzug "super­vie­le alte Gold­schät­ze" gefun­den, die dei­ne Kar­rie­re doku­men­tie­ren. An wel­ches dei­ner per­sön­li­chen High­lights erin­nerst du dich dabei beson­ders gerne? 

Olli Ban­jo: Mein abso­lu­tes High­light habe ich auch bei Insta­gram gepos­tet – ich habe den Grill gefun­den, den ich beim "Nashorn"-Videodreh getra­gen habe. Den habe ich mir damals extra von einem Köl­ner Zahn­tech­ni­ker anfer­ti­gen las­sen, das hat mich total viel Geld gekos­tet. Da habe ich mich natür­lich dop­pelt gefreut, als ich den wie­der­fand. Der lag ein­fach in irgend­ei­nem Kar­ton, ich weiß gar nicht mehr, wo genau – nur, dass ich ihn beim Umzug auf die­sem Wege zurück­ge­kriegt habe. Ich habe dadurch übri­gens auch gemerkt, dass sich mein Gebiss ver­än­dert hat. Ich woll­te den in einem neu­en Video anzie­hen, aber der Grill zog total – wie so eine enge Zahnspange.

MZEE​.com: Waren das denn die ein­zi­gen Fund­stü­cke oder hast du noch mehr Relik­te aus den ver­gan­ge­nen Jah­ren gefunden?

Olli Ban­jo: Da waren schon noch ande­re Din­ge im Kar­ton, total alte Tour-​Flyer oder die ganz frü­hen JUICE-​Ausgaben zum Bei­spiel. Aber auch eine Fan-​Box, über die ich mich total freu­en durf­te. Da waren coo­le Sachen drin, mit denen mir Fans eine Freu­de machen woll­ten – ein paar YPS-​Hefte, ein He-​Man-​Shirt. Die Schach­tel ist bestimmt schon sechs oder sie­ben Jah­ren alt. Ich steh' aber immer noch total auf sowas, die wuss­ten wohl, wie man mich glück­lich macht. Sol­che Klei­nig­kei­ten aus ver­gan­ge­nen Jah­ren bedeu­ten mir total viel.

MZEE​.com: Dei­ne Lauf­bahn reicht bis in die 90er zurück, Anfang des Jah­res bist du 40 Jah­re alt gewor­den. War es denn der Traum des 20-​jährigen Olli Ban­jo, auch heu­te noch Rap­mu­sik zu machen? 

Olli Ban­jo: Auf alle Fäl­le, ja. Ich hof­fe, noch ganz lan­ge Rap­mu­sik machen zu kön­nen, auch ger­ne noch mit 50 oder 60. Ich lie­be es, da geh' ich kom­plett drin auf. Das ist auch nach der lan­gen Zeit mei­ne Lei­den­schaft geblieben.

MZEE​.com: Denkst du, dein jün­ge­res Ich wür­de dei­nen heu­ti­gen Stil feiern? 

Olli Ban­jo: (über­legt) Gute Fra­ge. Ich glau­be schon. Ich habe mich auf jeden Fall ver­än­dert, ja. Aber ich den­ke, er wür­de das immer noch abfei­ern. Zumin­dest steckt in jeder Zei­le noch der­sel­be Geist, der­sel­be Gedan­ke. Vor allem das neue Album könn­te er mögen – da ist näm­lich eine Men­ge vom alten Ban­jo drin. Vie­les erin­nert mich selbst auch an die "Ers­te Hilfe"-Platte von 2003.

MZEE​.com: Was ist dei­ner Mei­nung nach der größ­te Unter­schied zwi­schen "Ers­te Hil­fe" und dei­ner neu­en Platte?

Olli Ban­jo: Auch eine inter­es­san­te Fra­ge. Ver­mut­lich sind die The­ma­ti­ken mitt­ler­wei­le sehr unter­schied­lich. Wobei ich schon damals ger­ne mal poli­ti­scher war – die aktu­el­le Plat­te schlägt ein­fach deut­lich tie­fer in die­se Ker­be. Die Hal­tung ist aber sehr ähn­lich. Eine Men­ge Zynis­mus, sehr sozi­al­kri­tisch, das bin ich noch heu­te. Und auch die Beats haben damals wie heu­te einen ziem­lich eige­nen und per­sön­li­chen Stem­pel. Auf "Groß­stadt­dschun­gel" natür­lich noch mehr als sowie­so schon, weil ich mitt­ler­wei­le selbst produziere.

MZEE​.com: Wenn du meinst, dass dei­ne neue Plat­te deut­lich poli­ti­scher gewor­den ist – was war dir dabei the­ma­tisch beson­ders wich­tig? Was woll­test du unbe­dingt ansprechen?

Olli Ban­jo: Das waren immer eher Impul­se als kon­kre­te Songs. Der Song mit KC Rebell zum Bei­spiel, "Wir sind das Volk". Da habe ich die Pegida-​Thematik und die­se "Ich bin kein Nazi, aber …"-Flos­keln auf­ge­grif­fen, weil es mich bewegt hat. Ich wand­le das, was mich in einem bestimm­ten Moment abfuckt, häu­fig direkt in einen Text um und erzäh­le es dann. Vor einem Jahr war ich auch ziem­lich poli­tisch unter­wegs. Das mer­ke ich aktu­ell. Manch­mal kommt ein alter Facebook-​Post von mir wie­der hoch und wenn ich mir den dann so anse­he, den­ke ich mir selbst öfters, wie krass Che Guevara-​mäßig ich da am Start war. (lacht) Das bereue ich aber auch im Nach­hin­ein nicht, ich ste­he da wei­ter­hin voll hin­ter mei­ner Haltung.

MZEE​.com: Fin­dest du, dass man heut­zu­ta­ge genau die­se Hal­tung in der deut­schen Rap-​Landschaft bezie­hen muss? 

Olli Ban­jo: Nein, das muss man nicht. Ich fin­de es aber für mich per­sön­lich total wich­tig. Ich spü­re die­se Ver­ant­wor­tung, da Stel­lung zu bezie­hen, zumin­dest immer mehr. Das kann ich aber nicht von jedem ver­lan­gen, weder in den sozia­len Medi­en noch in Songs. Wenn jemand aus­schließ­lich über Koka­in rap­pen will, soll er doch, das darf ich nicht ver­ur­tei­len. Ich vor allem nicht – in all den Jah­ren habe ich bestimmt auch schon den ein oder ande­ren Text geschrie­ben, hin­ter dem ich nicht mehr so ganz stehe.

MZEE​.com: Wel­chen Song wür­dest du denn heu­te nicht mehr so schreiben?

Olli Ban­jo: Na ja … "2 McRib" wür­de ich heu­te nicht mehr so schrei­ben. (lacht) Da weiß ich auch nicht mehr, was zum Teu­fel mich da gerit­ten hat. Irgend­wie war das halt genau die Erfah­rung, die ich damals in die­sem McDonald's gemacht habe, kei­ne Ahnung. Das wür­de auf jeden Fall nicht mehr auf einer Plat­te landen.

MZEE​.com: Dein neu­es Album trägt den Titel "Groß­stadt­dschun­gel". Sind die­ser Begriff und das Leben in der Groß­stadt für dich posi­tiv oder nega­tiv besetzt? 

Olli Ban­jo: Bei­des. Die Groß­stadt an sich hat mich natür­lich über 15 Jah­re lang geprägt, aber jetzt genie­ße ich auch den Abstand dazu. Ich habe die Unter­schie­de vom Land zur Groß­stadt haut­nah erlebt und die­se Erfah­rung schwingt auch immer ein biss­chen auf dem Album mit.

MZEE​.com: Was macht das Leben in der Metro­po­le für dich per­sön­lich zum wil­den Dschungel?

Olli Ban­jo: Das Abtau­chen. Das sage ich ja auch in der ers­ten Zei­le des Songs: "Ich tau­che ab in der Stadt, schwimm' eine Run­de mit den Kro­ko­di­len. Nee, die bei­ßen nicht! Die wol­len nur spie­len …" Außer­dem macht auch die­se Anony­mi­tät für mich viel aus. Die­ses Gefühl, auch mal unauf­fäl­lig mit­schwim­men zu kön­nen und die gro­ßen Din­ge des Lebens ein­mal nicht im Fokus der Öffent­lich­keit zu erle­ben. Auf dem Land geht es viel­mehr um alt­be­kann­te Wer­te. Da gibt es die­se Schüt­zen­ver­ei­ne, du kannst dei­nem Kind auch mal einen tra­di­tio­nel­le­ren Namen geben oder ein­fach ein biss­chen durch die Natur wan­dern. Danach seh­nen sich Groß­stadt­men­schen aber irgend­wie auch immer mehr.

MZEE​.com: Was ist dir per­sön­lich lie­ber: Stadt- oder Landleben? 

Olli Ban­jo: Das kann ich noch gar nicht sagen, ich lebe auch noch nicht lan­ge auf dem Land. Ich fin­de das gera­de erst her­aus und ent­de­cke alles. Aktu­ell mer­ke ich, dass das alles Vor- und Nach­tei­le hat – wenn du nachts um zwei Uhr was essen willst, bist du natür­lich am Arsch in so einem Dorf. Ande­rer­seits genießt du die­se Idyl­le und die ent­spann­ten Men­schen in kei­ner Metro­po­le der Welt. Die Leu­te hier sind ein­fach viel ruhi­ger. Genau­er kann ich dir das aber erst in einem Jahr beant­wor­ten. (lacht)

MZEE​.com: Was hat dich denn dazu bewo­gen, von der Groß­stadt aufs Land zu ziehen? 

Olli Ban­jo: Ich bin her­ge­zo­gen, um hier BWL zu stu­die­ren. So ein biss­chen als zwei­tes Stand­bein für die Zukunft und um mei­nen Kopf ein wenig zu for­dern. Aber rap­pen wer­de ich natür­lich immer. Damit kann ich gar nicht auf­hö­ren, dafür nimmt Musik eine viel zu gro­ße Stel­le in mei­nem Leben ein.

MZEE​.com: Nicht nur die Rap-, son­dern auch die Rock­mu­sik. Hast du eigent­lich bereits wäh­rend der "Wunderkynd"-Zeit an dei­nem Rap-​Comeback gefeilt? Sind die­se rocki­gen Ein­flüs­se in dein neu­es Album eingeflossen?

Olli Ban­jo: Ich mache halt immer Musik, daher lief das schon teil­wei­se par­al­lel. Der Song mit KC zum Bei­spiel hat so ein klas­sisch rocki­ges Gitar­ren­riff. Von der Atti­tü­de her ist das auch rich­tig, das hat einen rocki­ge­ren Vibe. Das pas­siert aber eher unbe­wusst, ich lie­be so ein har­tes Sound­bild ein­fach. Das passt zu mei­ner eige­nen Rap-​Art auch ein­fach besser.

MZEE​.com: Du hast mit dem "Wunderkynd"-Projekt 2015 beim Bun­des­vi­si­on Song Con­test teil­ge­nom­men, aller­dings mit eher mäßi­gem Erfolg. Wür­dest du sagen, dass das Abschnei­den dei­ner Kar­rie­re gescha­det hat? 

Olli Ban­jo: Ehr­lich gesagt lie­be ich die­se Plat­te total. Da sind rich­tig gei­le Songs drauf, zum Bei­spiel "Sieb­ter Sinn" mit Yasha. Ich habe aller­dings die Promo-​Arbeit für die­ses Album unter­schätzt. Du musst halt auf so ein Pro­jekt auf­merk­sam machen – und das in einem Umfeld, in dem die Leu­te haupt­säch­lich kei­ne Rock-​Musik hören. Das war das größ­te Pro­blem. Ansons­ten mag ich das End­re­sul­tat immer noch sehr.

MZEE​.com: Was macht die Plat­te für dich denn so einzigartig? 

Olli Ban­jo: Songs wie "Camp für dicke Kin­der" habe ich zumin­dest sonst noch nir­gend­wo so gehört. Auch die Art, wie ich auf der Plat­te rap­pe, ist total eigen, genau wie die Pro­duk­ti­on von "Sieb­ter Sinn" eben. Den Song und das Album haben unter ande­rem die Krauts arran­giert. Die haben schon einen sehr eige­nen Sound ent­wi­ckelt, den ich aber sehr mag.

MZEE​.com: Stand es für dich im Raum, mit den Krauts bei­spiels­wei­se auch an "Groß­stadt­dschun­gel" zu arbeiten? 

Olli Ban­jo: Nein, das habe ich bis auf einen ein­zi­gen Song kom­plett selbst gemacht. Das mache ich bei Rap-​Platten schon län­ger und auch die­ses Mal hat sich das so erge­ben. Wobei ich nicht aus­schlie­ße, dass ich die nächs­te Plat­te wie­der kom­plett von ande­ren pro­du­zie­ren las­se – das ist jetzt kein Ego-​Film wie bei Len­ny Kra­vitz, der kei­nen ande­ren mehr an sei­ne Wer­ke ran­las­sen will. Bei der Ent­ste­hung des neu­en Albums war es ein­fach prak­ti­scher, dass ich mei­ne Ideen direkt umset­zen konn­te. Du selbst weißt auch am bes­ten, auf was für einen Sound du per­sön­lich stehst.

MZEE​.com: Wür­dest du dich je wie­der an ein neu­es Rock-​Projekt heranwagen? 

Olli Ban­jo: War­um nicht? Ich bin ja Musi­ker, da bin ich nicht auf ein Gen­re beschränkt. Im Moment rap­pe ich aber wie­der unfass­bar ger­ne. Da habe ich gera­de Blut geleckt. Ich habe jetzt eine lan­ge Zeit gesun­gen und ver­sucht, gei­le Songs zu pro­du­zie­ren, da will man irgend­wann ein­fach wie­der rich­tig spit­ten. Das ist so ein inne­rer Drang, das hat mir gefehlt.

MZEE​.com: Hast du die Rap­sze­ne wäh­rend dei­ner musi­ka­li­schen Aus­flü­ge verfolgt? 

Olli Ban­jo: Am Ran­de schon. Ich ken­ne jetzt nicht jeden New­co­mer und könn­te dir auch kei­ne Namen nen­nen, wer beson­ders her­aus­sticht … (über­legt) Das ist jetzt aber auch der Vor­führ­ef­fekt. Ich wür­de dir hun­dert Bei­spie­le nen­nen kön­nen, aber gera­de in die­ser Sekun­de fällt mir ein­fach nichts Kon­kre­tes ein. (lacht)

MZEE​.com: Ein aktu­el­ler Trend sind Live-​Battles. Auf dem Titel­track zu "Groß­stadt­dschun­gel" sagst du: "Hip­Hop ist Com­pe­ti­ti­on – bru­ta­le Batt­les." Da stellt sich die Fra­ge: Könn­test du dir vor­stel­len, selbst in die Cypher zu treten?

Olli Ban­jo: Sowas wie bei Rap am Mitt­woch? Also, da selbst mit­zu­ma­chen, das kann ich mir nicht vor­stel­len. Aber ich war letz­tens auf dem Out4Fame, da gab es auch sol­che Batt­les. Das hat mir total getaugt! So haben wir ja auch ange­fan­gen: Kabel­mi­kro­fo­ne, Kap­sel zuhal­ten, damit man lau­ter ist, free­sty­len – das ken­ne ich alles noch von frü­her. Ich kom­me ja auch vom Batt­le, da hat man natür­lich eine Ver­bin­dung zu. "Ich will der Geils­te sein" – das war schon immer das Cre­do. Ich ken­ne das, was die­se Jungs auf der Büh­ne da füh­len. Wie gesagt, am Ran­de set­ze ich mich damit aus­ein­an­der und die Spit­zen bekom­me ich auch mit, aber für eine inten­si­ve Beschäf­ti­gung mit die­ser Kul­tur fehlt mir lei­der die Zeit.

MZEE​.com: Du könn­test in die­ser Sze­ne bestimmt mit dei­nen außer­ge­wöhn­li­chen Flow­va­ria­tio­nen punk­ten. Für die­se wirst du seit Jah­ren gefei­ert, aber auch mal kri­ti­siert. Inter­es­siert dich die­se Kritik?

Olli Ban­jo: Das habe ich irgend­wie nie so rich­tig wahr­ge­nom­men. Ich habe frü­her viel häu­fi­ger gehört, dass vie­le mei­ne Beats zu krank fan­den. Das habe ich dann auch recht schnell rela­ti­viert, schon bei "Live­show". Da waren die Instru­men­tals ange­pass­ter als vor­her. Für mei­nen Rap­stil habe ich das aber nie rich­tig mit­be­kom­men, dass da jemand geha­tet hat. Wüss­te auch nicht, was es da zu haten gäbe. (lacht)

MZEE​.com: Ein inter­es­san­tes Bei­spiel für die­se Varia­tio­nen lie­fert auch der Track "Robin Hood" – benannt nach dem Sagen­held, der das Geld von den Rei­chen stahl und den Armen gab. Neh­men wir an, du wärst der Robin Hood des 21. Jahr­hun­derts: Wohin wür­dest du das Geld bringen? 

Olli Ban­jo: Auf jeden Fall nach Afri­ka. Das ist der Kon­ti­nent, den die Welt schon immer aus­ge­beu­tet hat. Kom­plett die Boden­schät­ze geplün­dert, mitt­ler­wei­le sind die Chi­ne­sen dort am Werk, das tut mir ein­fach weh. Die afri­ka­ni­schen Staa­ten tun mir so wahn­sin­nig leid. Des­halb wür­de das gan­ze Geld nach Afri­ka gehen. Mein Vater ist auch Nige­ria­ner, des­we­gen ver­bin­det mich auch etwas mit die­ser Welt.

MZEE​.com: Warst du denn schon ein­mal dort? 

Olli Ban­jo: Lei­der noch nie, aber das will ich auf alle Fäl­le ein­mal machen. Das ist irgend­wie auch so eine Suche nach den Wur­zeln, des­we­gen will ich noch drin­gen­der ein­mal dort­hin. Um zu gucken, wo der Vater her­kommt und wie er gelebt hat, auch wenn er mein­te, ich sol­le da nicht hin­ge­hen. "Don't go the­re, son!", mein­te er mal. (lacht) Ich habe ihn ja eigent­lich erst vor fünf Jah­ren ken­nen­ge­lernt. Ob und wann ich den Trip ange­he, weiß ich aber tat­säch­lich noch nicht. Da habe ich mir noch kei­ne gro­ßen Gedan­ken gemacht.

MZEE​.com: Hat­test du das Leid die­ses Kon­ti­nents im Hin­ter­kopf, als du den Song geschrie­ben hast? 

Olli Ban­jo: Nein, das nicht. Da ging es eher um die Sei­te, von der man das Geld holen soll­te. Ich habe da die Ban­ken, das Finanz- und Geld­sys­tem im Kopf. Gene­rell die­sen Haifisch-​Kapitalismus. Das waren die Para­me­ter, die ich im Kopf hat­te. Aus die­ser Welt wür­de mein Robin Hood auch das Geld neh­men, um es nach Afri­ka zu brin­gen. (lacht) Da bin ich auf jeden Fall sehr links eingestellt.

MZEE​.com: Viel­leicht auch gar nicht schlecht, im aktu­el­len Welt­ge­sche­hen so zu denken. 

Olli Ban­jo: Defi­ni­tiv nicht! Da fällt mir ein: Fin­dest du nicht auch, dass vor ein, zwei Jah­ren ein­fach alles noch viel poli­ti­sier­ter war? Und jetzt im Moment gar nicht mehr?

MZEE​.com: Ich fin­de schon, dass man die­ses Phä­no­men vor eini­gen Jah­ren zum ers­ten Mal in sol­chem Aus­maß gemerkt hat. Aber die zuneh­men­de Poli­ti­sie­rung fällt mir heu­te noch genau­so stark auf, zumin­dest in den sozia­len Medien. 

Olli Ban­jo: Echt? Aber denkst du nicht, dass die Dis­kus­sio­nen vor eini­ger Zeit noch viel grö­ßer waren? Oder hat sich mein News­feed dahin­ge­hend ein­fach ver­än­dert und mir wird das nicht mehr ange­zeigt? Weil ich all­ge­mein das Gefühl habe, dass Polit­the­men wie­der weni­ger dis­ku­tiert wer­den. Kann aber auch dar­an lie­gen, dass ich eini­ge Leu­te damals gleich aus der Freun­des­lis­te gelöscht habe. (lacht)

MZEE​.com: Hast du tatsächlich? 

Olli Ban­jo: Klar. Manch­mal nervt das ein­fach zu krass. Da muss man drin­gend aus­mis­ten, es gibt eini­ge, die es viel zu sehr über­trei­ben. Zuletzt habe ich das gemacht, als ich mir auf mei­ner Facebook-​Seite Luft ver­schaf­fen muss­te – der Text dazu hieß "Sofa-​Che Gue­va­ra", glau­be ich. Da habe ich vie­les, was mir damals wich­tig war, auf den Punkt gebracht. Vie­le Punk­te über die Gesell­schaft, über die Poli­tik. Alles, was mich abge­fuckt hat. Auch über sol­che Leu­te wie Ken­FM – mit der Fra­ge, wo hört ein kri­tisch den­ken­der Mensch auf und wo fängt die­se Aluhut-​Mentalität an? Sol­che Ansät­ze eben.

MZEE​.com: Weißt du noch, ob es einen kon­kre­ten Anlass für die­sen Post gab?

Olli Ban­jo: Den gab es bestimmt, aber das weiß ich nicht mehr. Das ist schon zu lan­ge her. Mich haben die Dis­kus­sio­nen ein­fach sehr auf­ge­regt. Sol­che State­ments wer­de ich auf jeden Fall auch künf­tig wie­der machen, wenn ich mich danach füh­le. Also, klar Stel­lung zu wich­ti­gen The­men bezie­hen. Wobei … Zu sol­chen Din­gen wie der Prä­si­dent­schaft von Donald Trump weiß ich ehr­lich nicht, was ich noch dazu sagen soll.

MZEE​.com: Ange­nom­men, du müss­test sol­che Wor­te fin­den, um die heu­ti­ge Zeit zu beschrei­ben: Was wür­de in dei­nem Post stehen?

Olli Ban­jo: Heu­te wür­de ich das ver­kür­zen. Da wür­de "Trump ist ein dum­mer Wich­ser" ste­hen. (lacht) Nein, schwer zu sagen. Die­se State­ments mache ich aber qua­si auf der Plat­te – das ist ja noch viel gei­ler als irgend­was in irgend­ei­nem sozia­len Medi­um zu posten.

MZEE​.com: Donald Trump ist auch dein ganz per­sön­li­cher Freund, merkt man schon. 

Olli Ban­jo: (lacht) Na, dei­ner doch auch, oder? Ich mei­ne, sinn­bild­lich musst du dir auch ein­fach nur ihn und sei­ne Frau angu­cken. Deren Ver­hält­nis, die klei­nen Ges­ten. Wenn du auf sowas ach­test und das auf die Welt­po­li­tik über­trägst, dann hast du schon ein ziem­lich kla­res Bild davon, was mit die­sem Mann so hin­ter den Kulis­sen abgeht, auch bei The­men wie die­sem Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men. Das ist ein­fach so dumm. So hohl und kurz­sin­nig gedacht.

MZEE​.com: Zum Abschluss noch eine leich­te­re Fra­ge: Du nutzt Spo­ti­fy ja als Tool, um dei­ne Favo­ri­ten zu prä­sen­tie­ren. Spo­ti­fy steht auch in der Kri­tik, weil im End­ef­fekt zu wenig Geld bei den Künst­lern ankommt. Fin­dest du, dass man den Strea­ming­dienst guten Gewis­sens nut­zen kann? Und hast du viel­leicht einen Geheim­tipp parat, den man auf jeden Fall mal aus­che­cken sollte?

Olli Ban­jo: Genau, das mache ich seit ein paar Wochen. Es stimmt zwar, dass für die Künst­ler da wenig raus­springt, aber prin­zi­pi­ell ist das schon eine coo­le Sache. Du hast Zugang zu so viel guter Musik, qua­si kos­ten­los. Das kann man doch nicht haten, auch wenn du dir als Rap­per natür­lich wünschst, mehr Geld dadurch ver­die­nen zu kön­nen. Aber für den Kon­su­men­ten ist das offi­zi­ell ein Schla­raf­fen­land. Mei­ne Geheim­tipps: Der Europa-​Park. Das Dis­ney­land. Und noch ein paar ande­re Parks. (lacht)

(Sven Aum­il­ler)
(Fotos von Kat­ja Kuhl)