Mir fehlen paar Synapsen, ich kann dich nicht hassen.
Wie kannst du mich hassen?
Als der Nürnberger Kuchenmann 2013 mit "The Pursuit" an den Start ging, erntete er von vielen zunächst nur ein abschätziges Lächeln – hervorgerufen durch die Simpsons-Referenz in seinem Namen. Nichtsdestotrotz handelte es sich bei seiner Musik letztendlich um feinsten Boom bap. Nach einigen EPs kommt er diesen Sommer nun mit seinem Debütalbum um die Ecke. Der Titel "1000 Stunden Phunk: Aus dem Süden mit Liebe" lässt schon erahnen, dass sich das mit dem Boom bap offenbar erledigt hat.
Bereits nach den ersten Tracks bestätigt sich: Was die Produzenten für oder zusammen mit Kuchenmann produziert haben, ist doch recht stark entfernt vom früheren Sound. Vielmehr gehen die Beats von LoboFunk oder auch Robanzee jetzt in eine entspannte Richtung. Die Samples wurden dabei so verarbeitet, dass zeitweise sogar ein düsterer, beinah Trap-gleicher Sound wie auf "Gierig" herauskommt. Inhaltlich mal mehr, mal weniger nachvollziehbar berichtet der 23-Jährige aus seinem Leben und tut dabei ebenso seine Meinung von der Welt kund. So betrachtet er auf "Beef" zum Beispiel die wirklich wichtigen Streit-Themen der heutigen Zeit und rappt darüber, dass diese viel mehr Aufmerksamkeit verdienen als persönliche Konflikte. Außergewöhnlich an dem Track ist, dass er durch einen musikalisch unterlegten, längeren Monolog der Sängerin Olivia abgeschlossen wird. Solche wiederkehrenden Experimente machen das Album ein Stück weit einzigartig, stören dabei aber leider auch den Hörfluss etwas.
Den von ihm mitkreierten "Frankonia Phonk" kann Kuchenmann mit seinem Debütalbum aber definitiv weiter voranbringen. Auf gut 60 Minuten lädt der Smilingstreet-Member zum Entspannen ein, regt aber ebenso zum Nachdenken an. Vielleicht hätte man manchen philosophischen Einschub zum Wohle des Hörgenusses lieber weglassen sollen, doch unterm Strich ist "1000 Stunden Phunk: Aus dem Süden mit Liebe" mal etwas Neues – und Reinhören ein Muss.
(Lukas Päckert)