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Kritik

Füffi – Walter

"Alles Ver­wei­ge­rungs­prin­zip." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Füf­fis aktu­el­lem Release "Wal­ter" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Alles Ver­wei­ge­rungs­prin­zip.

Wür­de man sämt­li­che Rap­per des Lan­des fra­gen, war­um sie ihre Kunst betrei­ben, gäbe es wohl erstaun­lich oft etwas in Rich­tung "Aus Lie­be zum Gen­re" zu hören. Mal aus Über­zeu­gung, mal, weil sich so eine Ant­wort ein­fach ganz gut macht. Und viel­leicht hät­te Füf­fi frü­her auch mal so geant­wor­tet. So zu "Alles fürn Füffi"-Zeiten. Jetzt aller­dings nicht mehr. Ver­mut­lich wür­de er gar nichts sagen, den Fra­gen­den igno­rie­ren und ein­fach wei­ter­ge­hen. Auf den Kopf­hö­rern dabei nichts vom aktu­el­len Sze­ne­dreck, den er sich sowie­so nicht mehr geben kann. Am ehes­ten noch die eige­ne EP: "Wal­ter".

Zwei Jah­re nach der letz­ten EP hat sich so eini­ges bei Füf­fi ver­än­dert. Der Gra­fi­ker, Medi­en­de­si­gner und Rap­per wirkt des­il­lu­sio­niert, gelang­weilt und vor allem ziem­lich ange­pisst. Davon, wie Leu­te im "Kar­rie­re­mo­dus Tod" agie­ren, sich um jeden Preis ver­kau­fen wol­len und hof­fen, eine Hype­wel­le nach der ande­ren rei­ten zu kön­nen. Wäh­rend die Sze­ne sich auf inhalts- und biss­lo­sen Tracks selbst fei­ert und gegen­sei­tig mit "Bit­te Spit­te (Bit­te)" anfeu­ert, sitzt Füf­fi abseits des Gan­zen und rotzt sei­ne Zei­len in wei­tem Bogen in die Men­ge. Was Plas­tik­mu­sik betrifft, sto­ßen näm­lich nicht nur die Pro­du­zen­ten, son­dern auch die Kon­su­men­ten bei ihm auf voll­kom­me­ne Abnei­gung. Füf­fi selbst lässt sich lie­ber von Yunis mit ein paar dis­har­mo­nisch knar­zen­den, schie­fen Syn­thie­se­quen­zen und dump­fen Bass­sounds ver­sor­gen. Die klin­gen – gepaart mit dem Way-​Way-​Way-​Above-​Style des Rap­pers – in all ihrer Falsch­heit so rich­tig und gut, dass man dem Duo unab­hän­gig von der offen­sicht­li­chen Anti­hal­tung fast Ohr­wurm­kal­kül vor­wer­fen will. Es bleibt einem gar nichts ande­res übrig, als die gesam­te EP wie­der und wie­der zu hören.

Der inzwi­schen in Ber­lin leben­de Künst­ler könn­te kaum deut­li­cher machen, wie sehr er vie­le Tei­le die­ser Sze­ne ver­ach­tet. Den­noch sorgt er dafür, dass sie ein klein wenig schö­ner wird. Und wenn man dann gefragt wird, war­um man "Wal­ter" hört, lau­tet die kor­rek­te Ant­wort: aus Hass auf die Sze­ne und aus Lie­be zu Füf­fi.

(Dani­el Fersch)