Forcki9ers sind Steilgeher – wer's nicht glaubt, der ist ein Peter.
Manchmal brauchen Dinge eben eine gewisse Zeit. Beispielsweise eine Platte im Presswerk. So hatte mir Rino Mandingo bereits im April dieses Jahres in einem Interview verraten, dass das Album seiner Crew Forcki9ers fertig sei und nur noch gepresst werden müsse. Inzwischen haben wir Juli, das gute Stück endlich im Regal und die Frage auf den Lippen, ob sich das Warten auf die "Feierabendschablone" – deren Cover aus irgendeinem Grund ein Otter ziert – gelohnt hat.
Die Frage ist relativ schnell beantwortet: Es hat sich gelohnt. Denn was Benelüx, DJ Cutrock, Finest, HawkOne, Kong, Rino Mandingo und Emma Weh hier abliefern, ist ganz großes Kino – auf einem kleinen Fernseher. Die Forcki9ers müssen nämlich gar keine riesige Show aufziehen. Hier wird völlig zwanglos und entspannt gerappt, frei von technischen Spielereien, Singsanghooks oder sonstigen effekthaschenden Gimmicks. Diese Herangehensweise ans Musikmachen und der Rap selbst mögen auf den ersten Blick fast arrogant wirken, doch wenn die Forckis von ihrer Gegend, Gras und Bier oder HipHop rappen, passiert das immer mit einem sympathischen Augenzwinkern. Auf oldschooligen Boom bap-Beats beweist die Crew ihr Können, ohne dabei angeben oder übertreiben zu müssen. Stattdessen erzählen sie lieber vom "Spätimöllchen" für 80 Cent, vom Drehen eines Tütchens "Weltschmerzmittel" oder davon, alles, was einem zusteht, mit einem Handtuch zu reservieren. Es geht eben um all das, was man abends, nach getaner Arbeit so macht. Und solange man HipHop um der Kultur Willen und nicht als Modeerscheinung lebt, darf man sich gerne mit dem eigenen Bier dazugesellen.
Wer die "Feierabendschablone" noch nicht sein eigen nennt, sollte dies dringend ändern. Schließlich dient sie als perfekter Leitfaden, um sich ein paar Stündchen mit oldschooligen Beats zu beschäftigen, das ein oder andere Bierchen zu trinken und gemeinschaftlich einen zu ottern. Ach so – deswegen der Otter auf dem Cover. Manchmal brauchen Dinge eben eine gewisse Zeit.
(Daniel Fersch)