Bin high wie Raketen.
Viel zu steif, um zu reden.
Seit einigen Jahren schon bewegt sich die Army of Brothers im Untergrund des Berliner Straßenraps. Hier und da mal eine Single mit Said, zwei Tapes seit 2014, aber viel Aufmerksamkeit schenkte man der Crew bisher nicht. Mit dem ersten Sampler "Abgeführt ohne Beweise" und dem Support aus dem Hoodrich-Camp könnte sich das nun aber ändern.
Was von Anfang an einen positiven Eindruck macht, ist der Sound, den die Neuköllner fahren. Statt mit der Trap-Welle mitzuschwimmen, produziert Jackmoe hier feinsten, entspannten Straßensound mit Einflüssen aus der Golden Era von Übersee. Die Beats wirken dabei weder altbacken, noch müssen sie sich hinter der Gastproduktion von Ghanaian Stallion verstecken. Stattdessen motivieren sie stets zum Kopfnicken, was von den eingängigen Hooks zusätzlich unterstützt wird. Zwar klingen da gerade die Beiträge von Said am harmonischsten, doch auch Chapo oder Abiad wissen, wie man starke Hooklines rappt. Raptechnisch ergänzen sich die sechs Mitglieder der Army of Brothers ebenfalls äußerst gut. Dabei rappt Bangs zum Beispiel etwas versierter als Chapo, aber unterm Strich sind alle sehr flowsicher und vermeiden durch ihre verschiedenen Stile, dass Langeweile aufkommt. Zudem klingen die Geschichten aus ihrer Hood ("Sonnenallee") oder von der "Party zu Hause" stets authentisch. Und wenn Haki mit Abiad Sachen erzählt wie "Dein' Nabelschnur von vor 20 Jahren: Mach' ich dir klar", kommt durchaus auch der ein oder andere Lacher auf.
Konsequent und gegen jede aktuelle Strömung fahren die Neuköllner also den klassischen Straßenrap-Film. Zwar erzählen sie inhaltlich nicht unbedingt viel Neues, aber immerhin kauft man ihnen ihre Texte ab und sie wissen das Ganze gut zu verpacken. Alles in allem sollte man die Jungs aus dem AOB-Camp daher spätestens jetzt auf dem Schirm haben und im Auge behalten.
(Lukas Päckert)