Ich bin nicht irgend so ein Rapper, der die Mutter fickt.
Ich bin dieser Rapper, der die Mutter von der Mutter fickt.
Rap-Urgestein Bass Sultan Hengzt beehrt uns mit seinem mittlerweile achten Studioalbum "2ahltag: RIOT". Mit dem Titel nimmt er dabei direkt Bezug auf den gut acht Jahre alten Vorgänger "Zahltag". Die Wahl des Albumnamens scheint durchaus treffend, da es sich laut Hengzts Aussage um eine Rückkehr zu seinen künstlerischen Wurzeln handeln soll. So liegen zwischen den beiden Werken unter anderem auch recht poppige Ausflüge auf Albumlänge, die wenig mit der alten Berliner Schnauze zu tun hatten.
Die neue Platte ist von vorn bis hinten vollgestopft mit Battletexten und es wird gedisst, was das Zeug hält. Egal, ob andere Künstler, vermeintlich übertriebener Feminismus oder spießige Ökos – alles findet Erwähnung. Wie der Rapper im Vorfeld mehrmals betonte, ist eine Indizierung der Platte das klare Ziel. Somit sind hier viele sehr fragwürdige Lines zu hören, die allerdings nur an der Grenze des guten Geschmacks kratzen. Durch diese doch recht geringe Vielfalt baut sich über die Spieldauer des Albums eine gewisse Trägheit auf. Es macht zwar Spaß, immer mal wieder eine heftige Punchline zu entdecken oder die asozialen Ausuferungen zu feiern, aber da ist noch dieser Hunger nach Abwechslung beim Hören, der nicht gestillt wird. Das bedeutet nicht, auf Battlerap zu verzichten und schnulzige Einschübe machen zu müssen, sondern beispielsweise mal die Soundkulisse aufzulockern. Die einzelnen Instrumentals auf "2ahltag: Riot" klingen alle so gut wie gleich. Das schnelle Sample einer Gitarre oder eines Klaviers, gepaart mit fast immer identischen Drums. In Verbindung mit oft wahllosem Punchlinegelaber ohne jegliche Struktur und plötzlichen, kaum nachvollziehbaren Disses wird hier eher Einheitsbrei gekocht.
Bass Sultan Hengzt fährt nach gefühlten Jahrzehnten wieder die alte Schiene und bereitet damit sicherlich vielen Fans eine Freude. Doch Battlerap kann eindeutig vielseitiger sein. Es mag früher einfacher gewesen sein, die Hörerschaft mit oberflächlichen Beleidigungen oder übertriebenem Muttergeficke zu überzeugen. Heutzutage ist so etwas auf Albumlänge weniger zeitgemäß und lässt an der Halbwertszeit von "2ahltag: Riot" zweifeln.
(Benjamin Borowitza)