Ich will Rap in seiner rohen Form.
Das Duo Twinsoulz kommt vom Label "Etwas Echtes". Und als wäre der Labelname Programm, haben die beiden es sich zur Aufgabe gemacht, sich auf die echten Werte des Sprechgesangs zurückzubesinnen. Ihre EP "Class:sick" ist deshalb nicht nur ein mittelprächtiges Wortspiel, sondern auch eine Art Statement: Auf der Platte soll es klassischen Rap geben und mehr nicht.
Dieses selbst gesetzte Ziel verfolgen sie auf insgesamt acht Tracks, wobei Intro und Outro lediglich aus einem jeweils kurzen Instrumental mit diversen Cuts bestehen. Die restlichen Songs aber sind vor allem eines: eine Beweisführung der eigenen Rapskills. Twinsoulz preschen mit ihrem Flow nach vorne und stapeln die Reimketten, als hinge ihr Leben davon ab. Dementsprechend versiert klingt auch das Ergebnis. Tatsächlich tragen beide Protagonisten ihre Parts flüssig wie routiniert vor und trumpfen hier und da mit diversen Variationen auf. In dieser Hinsicht geht das Konzept von "Class:sick" also auf. Aus textlicher Perspektive sieht die Sache allerdings anders aus: Die Jungs aus Hildesheim machen Battlerap in seiner herkömmlichsten Form, liefern Punchlines, Wortspielereien und Vergleiche aller Art. Doch fehlt es hierbei an Witz oder anderen Eigenheiten, sodass die lyrischen Ansätze selten im Gedächtnis bleiben. Vereinzelt versuchen die Rapper, auch thematisch etwas ambitioniertere Texte zu schreiben. Das Ergebnis, die etwas schale Kapitalismuskritik "Moneymalisch", weist allerdings kaum Gedanken abseits des Standards auf und wirkt deshalb ähnlich blass wie die Battletracks.
Ihr eigenes Thema verfehlen Twinsoulz keinesfalls. Sie liefern tatsächlich straighten Rap auf klassischen Beats, garniert mit einigen Scratches. Oldschool-Puristen könnten daran durchaus ihre Freude haben, problematisch wird es erst beim genaueren Hinhören. Dann fällt nämlich auf, dass sich hinter der strahlenden Fassade aus Flows und Reimen wenig verbirgt, was das Duo aus der grauen Masse herausstechen lassen könnte.
(Florian Peking)