Deutscher Rap ist eine farbenfrohe Vogelart.
Mit Flora und Fauna – dann ham wir 'Hurensohn' gesagt.
Deutschsprachiger Rap ist wohl durch. Finanziell und mit Blick auf die Charts ist die absolute Spitze scheinbar erreicht. Die besten Wie-Vergleiche vermeintlich gerappt, das komplette Themen- und Soundspektrum eigentlich abgearbeitet. Doch an dem Punkt, an dem für den Rest Schluss ist, setzen zwei Newcomer erst an. Aus dem Nichts erklimmen Sneaky P und Max Power den HipHop-Gipfel und benötigen dafür lediglich "Hoverboards & Kangoojumps".
Überzeugt das Mixtape? Max Power ganz objektiv: "Es brennt – fast wie eine Kerze." Zusammen mit Sneaky P lässt er auf mal oldschooligen, mal streetlastigeren Sample- und Synthiebeats dann auch direkt Taten folgen. Knallharte, wohldurchdachte Representerzeilen sind hier Standard, denn "Sneaky P steht für: 'Wie geht der Herd?' – 'Dreh ihn auf!'" Und wer bei derartigen Texten noch fragen muss, ob es sich um das "Mixtape des Jahres" handelt, der benimmt sich "wie ein Hund". Für solche Leute hat das Duo aber keine Zeit – es gibt wichtigere Termine, etwa "ein Tag mit Kay One". Dabei wird es mit dem Prinz von Belvedair sogar romantisch. Allerdings nicht zu romantisch – Zärtlichkeiten sind nur innerhalb der Crew erlaubt, denn beide sind "intim im Team". Dieses besteht aus Leuten wie Nikki 5000 oder Sexschwein, deren Können nur von der Genialität ihrer Namen übertroffen wird. Nachdem klargestellt ist, dass P und Power auf so ziemlich jedem Beat über jedes Thema rappen können, fehlt nur noch der obligatorische Partytrack. Da lässt man es zum Abschluss Kohle für die Fans regnen und wirft "Kleingeld in deine Haare", "Kleingeld in deine Ohren" und "Kleingeld in deine Nase".
Gut, vielleicht sollte man nicht alles für voll nehmen, was die Alter Egos von Djin und Elmäx verkörpern. Doch in der kleinen Fantasiewelt, die sie sich zurechtlegen, sind sie unbestritten die Kings. Genauso unbestritten wie der Fakt, dass das "Hoverboards & Kangoojump Mixtape" ein unglaublich innovatives wie unterhaltsames Werk ist, das trotz seiner chaotischen Art deutlich macht: Deutschsprachiger Rap hat noch so einige Ecken zu bieten, in die noch kein Künstler vorgedrungen ist.
(Daniel Fersch)