Wird Zeit, dass jemand endlich mal die Kleinstadt lobt.
Mach, was du willst, ich mach' 'n Album in meinem Dorf.
"Zur richtigen Zeit am richtigen Ort." – Nach diesem Sprichwort leben wohl auch SAM. Inmitten des Skinnyjeans-Instagram-Hypes nahm Chimperator die beiden Brüder unter Vertrag. Es folgten Konzerte in ausverkauften Stadien als Supportact von Labelkollege Cro und ein Debütalbum, das in den Charts landete. Danach wurde es erst einmal still um die beiden. Doch mit dem zweiten Album "Kleinstadtkids" ist jetzt wieder Zeit für gemeinsame Musik.
Die Rollen sind klar verteilt: Chelo fungiert als DJ und Produzent, Samson tobt sich am Mic aus. Und dann werden gleich mal poetische Standard-Zeilen à la "Wer zuletzt lacht, lacht am besten" gedroppt. Trotz der textlichen Einfallslosigkeit hat jeder Song dank der Instrumentierung Hit-Potenzial. Das Album lebt von der Persönlichkeit, von Geschichten über zwischenmenschliche Beziehungen und, wie der Titel der Platte schon verrät, der Liebe zur Heimat Ochsenhausen bei Stuttgart. Auf insgesamt vierzehn Tracks zeigen SAM, wie Rap in Popform funktioniert – oder eben Pop in Rapform. So ganz klar scheint das nicht zu sein, denn die nicht wegzudenkenden Pop-Anleihen spielen auf "Kleinstadtkids" die entscheidende Rolle. Wenn Featuregast Fabio Battista dann zur Hook ansetzt, ist das Level an Kitsch kaum zu überbieten. Zum Ende hin noch ein Song an die geliebten Eltern und schon hat man alle Themen abgedeckt, die die Jungs so beschäftigen. Ordentlich rappen kann Samson definitiv, das zeigt er hier und da auch – nur leider viel zu selten.
Die Zielgruppe des Albums scheint klar definiert zu sein, denn richtige Rapheads kann man damit nicht abholen. Es geht hier mehr um Kids, die durch Cro oder gar SAM selbst mit der Szene in Berührung gekommen sind. Themen, die nirgendwo anecken, und brave Parts, gepaart mit melodischen Instrumentals. "Kleinstadtkids" zeigt, wie Rap heutzutage mit immer mehr poppigen Elementen gespickt wird – was auf dieser Platte gar ausgereizt wirkt. Für meinen Geschmack eine Note Pop zu viel.
(Fabrizio Perri)