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steampunx – steampunx

"Man kann schlecht 'Revo­lu­ti­on' schrei­en mit dem Mund vol­ler Chips." – Hier fin­det Ihr ab so­fort die Kri­tik zu "steam­punx", dem ak­tu­el­len Release von steam­punx, aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Man kann schlecht 'Revo­lu­ti­on' schrei­en mit dem Mund vol­ler Chips.

"Steam­punk" bezeich­net eine kul­tu­rel­le und künst­le­ri­sche Strö­mung, bei der futu­ris­ti­sche Tech­nik mit dem Stil des Vik­to­ria­ni­schen Zeit­al­ters ver­bun­den wird. Es han­delt sich also um eine Art Zukunfts­vi­si­on aus der Sicht der Ver­gan­gen­heit. An sich ein inter­es­san­tes Kon­zept – aber lässt es sich auch auf Rap über­tra­gen? Die steam­punx, bestehend aus Abroo, paw­cut und Headt­rick, ver­spre­chen jeden­falls, Retro und Future zu ver­knüp­fen. Doch klingt das am Ende noch zeitgemäß?

Inspi­ra­tio­nen aus der Ver­gan­gen­heit hört man anhand der Instru­men­tals sofort her­aus. Die von paw­cut pro­du­zier­ten Beats ver­sprü­hen dank smoot­hen Samples reich­lich Oldschool-​Atmosphäre. Auf der text­li­chen Ebe­ne wie­der­um bie­ten die bei­den MCs eine bun­te Aus­wahl an ver­schie­dens­ten The­men. Da gibt es etwa mit "Dame der Nacht" einen Track aus der Sicht einer Pro­sti­tu­ier­ten oder mit "Wal­king Blöd" eine apo­ka­lyp­ti­sche Beschrei­bung der zeit­ge­nös­si­schen Mediensucht-​Zombies. Die Lyrics fal­len dabei oft­mals humor­voll aus: Auf "Arbeits­amt" etwa schlüpft Headt­rick in die Rol­len skur­ri­ler Arbeits­su­chen­der, wel­che dann vom mür­ri­schen Beam­ten Abroo einen Job zuge­wie­sen bekom­men. Rap­t­ech­nisch sind die jewei­li­gen Songs stets ver­siert umge­setzt. Dabei über­zeugt vor allem Headt­rick, der mit sei­nem rasan­ten und abwechs­lungs­rei­chen Flow immer wie­der für Über­ra­schung sorgt. Bei aller the­ma­ti­scher Vari­anz ver­fan­gen sich die Künst­ler aller­dings nicht sel­ten in bereits ziem­lich abge­früh­stück­ten Gebie­ten. Die sozial- und gesell­schafts­kri­ti­schen Unter­tö­ne des Albums kom­men meist nur aus einer offen­sicht­li­chen Zei­ge­fin­ger­po­si­ti­on, ohne dem Gan­zen etwas Neu­es oder Auf­wüh­len­des hinzuzufügen.

Trotz der klei­nen Kri­tik­punk­te ist "steam­punx" ein gelun­ge­nes Kom­bi­na­ti­ons­pro­jekt, das vor allem durch die kohä­ren­ten Pro­duk­tio­nen von paw­cut zusam­men­ge­hal­ten wird. Dank gekonn­ter Raps und krea­ti­ver Ideen sor­gen die steam­punx für kurz­wei­li­ge Unter­hal­tung und den einen oder ande­ren Denk­an­stoß. So ist der Retro­sound am Ende zwar nicht zukunfts­wei­send, aber durch­aus modern und frisch.

(Flo­ri­an Peking)