Wenn die Hymne meiner Straße tönt …
Siehst du Jibbits, wie sie brenn'.
Stell dir vor, du chillst mit deinen Jungs in der Frankfurter Hood und kein Geringerer als Haftbefehl fährt in seinem Jaguar vorbei, steigt aus und fragt dich ganz lässig: "Was geht ab?" Was machst du? Du ergreifst die Chance und zeigst ihm einen Track von dir. Und daraufhin nimmt der Babo dich kurzerhand unter Vertrag. Was sich anhört wie ein Traum, ist für Soufian tatsächlich wahr geworden. Vor Kurzem veröffentlichte der Offenbacher über Generation Azzlack sein Debüt-Mixtape "Allé Allé".
"Kein Trap, sondern Drillmusik" – so lautet die Ansage von Labelchef Haftbefehl. Und damit ist die Marschrichtung des Mixtapes vorgegeben: Beats, die deutlich nach vorne gehen und einem den Bass nur so um die Ohren hauen. Es kracht, es ballert, es ist laut. Nur ist dieser Sound mit der hellen Stimmfarbe von Soufian schlichtweg zu überladen und auf Dauer enorm anstrengend. Auch die Themenvielfalt auf "Allé Allé" lässt zu wünschen übrig und bietet so gesehen nichts Neues. Mit seinem Debüt schafft es der Offenbacher leider nicht, Straßenrap eine neue Facette hinzuzufügen. Stattdessen orientiert er sich rigoros am derzeitigen französischen Soundbild und zieht es unermüdlich durch. Soufian versteht sein Handwerk, flowt variabel und zeigt auf Tracks wie "An alle Dealer", dass er auch Storytelling im Repertoire hat. Nur bleibt das Ganze leider ohne Alleinstellungsmerkmal. Man kann von Glück reden, dass das gesamte Azzlackz-Camp auf dem Mixtape vertreten ist, denn so bekommt man hier attraktive Abwechslung geboten.
Man darf das nicht falsch verstehen: "Allé Allé" hinterlässt Eindruck – nur kann Soufian momentan noch nicht so richtig mit den Rapperkollegen seines Umfelds mithalten. Die Power und die Arbeitsmoral, die der neue Schützling Haftbefehls an den Tag legt, lässt jedoch hoffen, dass da noch einiges auf uns zukommt. Talent hat der junge Offenbacher zweifelsohne, innovativ ist "Allé Allé" aber keineswegs. In der Vergangenheit war Soufian einige Male als Featuregast unterwegs – da klangen seine Parts deutlich frischer und hungriger.
(Fabrizio Perri)