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Kritik

RAFRO – Bonshigh

"Es muss ein' Grund haben – war­um wur­de ich Rap MC? Denn die Sze­ne wirkt auf mei­ne Wur­zeln wie ein Pes­ti­zid." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu RAFROs aktu­el­lem Release "Bon­shigh" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Es muss ein' Grund haben – war­um wur­de ich Rap MC?
Denn die Sze­ne wirkt auf mei­ne Wur­zeln wie ein Pestizid.

Wer mit Kunst kei­ne Wur­zeln schla­gen will, son­dern eine flo­rie­ren­de Kar­rie­re anstrebt, hat zwei Mög­lich­kei­ten. Ent­we­der hofft man dar­auf, mit dem grü­nen Dau­men der Musik gebo­ren zu sein und alles ein­fach sprie­ßen las­sen zu kön­nen. Oder man zieht das zar­te Pflänz­chen der Kar­rie­re mit viel Arbeit sorg­sam selbst groß. Wie genau RAFRO den Samen, den sein neu­es Album "Bon­shigh" dar­stellt, zum Blü­hen brin­gen möch­te, zeigt ein Blick in das Werk.

Was "Bon­shigh" zunächst braucht, ist frucht­ba­rer Boden. Den stellt Pro­du­zent Semil­li­an zusam­men mit Ces­tro zu Ver­fü­gung. Das Klang­fun­da­ment ist eine gute Mischung aus gesun­der Erde in Form von ana­lo­gen Pia­no­tö­nen, Gitar­ren­riffs und rohen Drums, gepaart mit sphä­ri­schen Syn­thie­sounds als Kunst­dün­ger. Zur Bewäs­se­rung folgt RAFROs Flow. Rou­ti­niert rappt er mal ganz gerad­li­nig, mal mehr sin­gend und ver­fei­nert so die Beats gekonnt mit sei­ner Stim­me. Dar­aus ergibt sich dann auch die drit­te Zutat, die "Bon­shigh" zum Blü­hen brin­gen soll: Licht. Denn das High­light des Albums ist sicher­lich die Sound­äs­the­tik, die sich durch das melo­diö­se Zusam­men­spiel von Stim­me und Beat ergibt. Da, wo Licht scheint, ist aber auch immer Schat­ten. Und so hat auch "Bon­shigh" so sei­ne Makel, die sich haupt­säch­lich in RAFROs Phra­sen­dre­sche­rei zei­gen. Zwar bie­tet er gelun­ge­ne Tex­te über das Auf­wach­sen und Auf­wa­chen nach Par­tys sowie die Lie­be zu Mäd­chen und zur Musik. Doch ver­fällt der Rap­per nur all­zu ger­ne in kli­schee­haf­te Zei­len dar­über, wie vie­le Dro­gen, Frau­en und Geld­schei­ne sich doch um ihn her­um sta­peln. Wo sich das rest­li­che Album als ein kom­pak­tes Gan­zes zeigt, sind es gera­de die­se Stel­len, die dem Beschnitt gut und ger­ne hät­ten zum Opfer fal­len können.

Mit die­sen Zuta­ten im Topf braucht der "Bon­shigh" nur noch eines, um zu wach­sen: Zeit. Je öfter man das sound­äs­the­tisch anspre­chen­de Werk hört, des­to ein­gän­gi­ger zeigt es sich. Und des­to deut­li­cher wer­den die besag­ten Makel auch von saf­ti­gen Blü­ten des Hör­ge­nus­ses über­deckt, sodass RAFROs flo­rie­ren­der Kar­rie­re nichts mehr im Wege steht.

(Dani­el Fersch)