Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Der Titel deines Albums "Zigeuner" ist durchaus kontrovers gewählt und lässt zumindest erahnen, welche Themen du auf der Platte unter anderem behandelst. Kannst du uns sagen, was du mit deiner Musik allgemein vermitteln willst?
Jeffrey: Stimmt, dieser Name ist kontrovers. Aber deshalb habe ich ihn nicht gewählt. Ich habe das Album "Zigeuner" genannt, da dieses Wort mich bis heute begleitet und mich die Gesellschaft damit identifiziert. Ich möchte mit diesem Album etwas Negatives in etwas Positives umwandeln und der Gesellschaft einen Einblick gewähren. Damit sie sehen, dass diese dummen Vorurteile und Klischees nicht zutreffen. Wir scheißen nicht in Erdlöcher, wir wischen uns auch den Arsch nicht mit der Hand ab und wir klauen auch keine Kinder – ich mache meine selber! Ich werde mit diesem Album zeigen, dass wir ganz normale Menschen mit einer Geschichte sind. Du wirst den sogenannten "Zigeuner" suchen, aber nicht finden. Deshalb der Name "Zigeuner". Auf der Platte wird es nicht nur darum gehen, dass ich aus der Volksgruppe der Sinti stamme und viel mit Vorurteilen zu tun hatte beziehungsweise habe. Es wird um viel mehr gehen als das. Mit meiner Musik möchte ich vermitteln, dass jeder Mensch auf eine Art zerbrechlich ist und sich nicht schämen muss, dies auch öffentlich zu bekennen.
MZEE.com: Wenn du nur einen einzigen Track wählen dürftest, um jemandem deine Musik zu präsentieren – welcher wäre das? Warum dieser?
Jeffrey: Das ist schwierig … Ich denke, dass meine Musik nicht mit einem Song zu beschreiben ist. Du musst das große Ganze sehen. Ich denke, dazu bräuchte es vier bis fünf Songs: "Baumbude", "Fremd", "Wo ich zuhause bin", "Eichenholz" und "Sanduhr". Aber selbst dann wäre es nur das Gefühl für dieses eine Album.
MZEE.com: Auf dem Track "Baumbude" erzählst du unter anderem von deiner durchwachsenen Kindheit. Stand für dich damals schon fest, dass du Musik machen möchtest, oder wolltest du als Kind etwas anderes werden?
Jeffrey: Ich bin zwar in einer Musiker-Familie aufgewachsen, die Liebe zur Musik kam aber erst später. Ich war ein sehr guter Basketballspieler und hatte sogar ein College-Stipendium für North Carolina, bis eine Verletzung mich auf den Boden zurückgeholt hat. Nach dem Traum, Basketballprofi zu werden, kam dann die Liebe zur Musik.
MZEE.com: Hast du dich abseits von Rap denn auch schon in anderen HipHop-Disziplinen versucht?
Jeffrey: Nee, ich bin ein verdammt schlechter Tänzer und ein noch schlechterer Maler und so weiter. Also, ich bin in allem verdammt schlecht! (lacht) Bevor ich viele Sachen halbherzig mache, mache ich lieber eine Sache ganz okay.
MZEE.com: Der eine oder andere wird sich noch daran erinnern, dass du bereits vor vielen Jahren unter dem Namen G.M.C. mit Künstlern wie Casper zusammengearbeitet hast. Gibt es aus der damaligen Zeit einen Track oder eine Zeile von dir, die dir mittlerweile unangenehm ist? Wenn ja, welche?
Jeffrey: Ja, das ist richtig. Ich habe 2009 unter dem Namen G.M.C. das Tape "Seelenfrieden" über 16bars.de veröffentlicht. Auf diesem Tape war der Song "Verflossene Liebe" mit Casper drauf … Und ja, es gibt ja immer wieder Sachen, auf die man zurückblickt und die man nicht mehr so cool findet. Das ist, glaube ich, im kompletten Leben so. Ich schäme mich für nichts. Meine Vergangenheit hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Natürlich gibt es Musik von mir, die ich heute nicht mehr so machen würde wie noch vor Jahren, das ist klar. Aber mir zeigt das, wie ich mich entwickelt habe. Und das gehört zum Leben dazu. Vielen Dank!
Ein Exclusive von Jeffrey könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com anhören:
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
Du bist der Meinung, Du oder jemand, den Du kennst, sollte sich unserem Mic Check unterziehen? Wir freuen uns über Bewerbungen oder Empfehlungen mit dem Betreff "Mic Check – *Künstlername*" an daniel@mzee.com.