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Kritik

Enoq – Zu schön um klar zu sein

"Wer kei­ne Zie­le hat, kann nicht schei­tern." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Enoqs aktu­el­lem Release "Zu schön um klar zu sein" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Wer kei­ne Zie­le hat, kann nicht scheitern.

Nach Fea­tures für Audio88 & Yas­sin sowie einer Free EP ver­öf­fent­licht Enoq sein neu­es Album "Zu schön um klar zu sein". "Klar sein" ist hier­bei wohl in Bezug auf die Wahr­neh­mung zu ver­ste­hen, posiert der New­co­mer auf dem Plat­ten­co­ver doch mit Plas­tik­be­cher, Bier und Joint. Im bes­ten Fal­le sind dies posi­tiv bewusst­seins­er­wei­tern­de Mit­tel, die eine kurz­zei­ti­ge Flucht aus der Rea­li­tät ermög­li­chen. Wes­halb die­se Flucht in Enoqs Leben nötig ist, steht im Mit­tel­punkt sei­nes Debüts.

Was der Ber­li­ner auf "Zu schön um klar zu sein" prä­sen­tiert, wirkt zunächst wie eine Ansamm­lung vie­ler klas­si­scher The­men. Es geht um Geld­sor­gen und Exis­tenz­ängs­te, die Tris­tesse der Stra­ße und das Betäu­ben der Sin­ne durch Dro­gen. Enoq steckt "bis zum Hals in der Schei­ße" und führt anhand ver­schie­de­ner Ein­bli­cke in sei­nen Wer­de­gang das per­sön­li­che Schei­tern vor. Der Rap­per wählt die Musik als eine Art Aus­weg und das "Schrei­ben als The­ra­pie". Enoqs Tex­te wie­der­ho­len sich dabei the­ma­tisch aller­dings ziem­lich schnell, wodurch die­ses musi­ka­li­sche Selbst­por­trät ober­fläch­lich und ohne vie­le Details bleibt. Doch auch wenn der Ber­li­ner sich selbst zurück­nimmt und statt­des­sen auf "In mei­ner Gegend" von sei­ner Stadt erzählt, bringt er nur all­zu bekann­te Wort­hül­sen auf den Takt: "Mit Dro­gen macht man Geld – was kos­tet die Welt?" Enoqs mono­to­ner Flow auf dem Song trägt wei­ter zu des­sen Aus­tausch­bar­keit bei, sodass am Ende kaum etwas von dem har­ten Stra­ßen­re­port im Gedächt­nis bleibt.

Manch­mal bricht der Rap­per jedoch auch aus die­ser Gleich­för­mig­keit aus. Auf Representer-​Tracks wie "Laut" mit Mäd­ness oder "Pap­pa­la­papp" mit Döll plat­ziert er eini­ge fri­sche Pun­ch­li­nes. Und auch die atmo­sphä­ri­schen Beats, die häu­fig einen ange­neh­men Oldschool-​Einschlag haben, trös­ten über ver­ein­zel­te the­ma­ti­sche Red­un­dan­zen hin­weg. So ist "Zu schön um klar zu sein" am Ende ein zwar durch­wach­se­nes Debüt, auf dem aber für zukünf­ti­ge Releases durch­aus pro­duk­tiv auf­ge­baut wer­den kann. Zum Bei­spiel mit einer erwei­ter­ten text­li­chen Viel­falt, für die Enoq auch nicht zwin­gend "klar sein" muss.

(Flo­ri­an Peking)