Die Palmen sind Gold.
In jedem Club tanzen sie zu 'Ohne mein Team' und Mama ist stolz.
Im Hause 187 läuft nicht, es rennt. Was sich schon 2015 abzeichnete, ist unlängst Realität: Die Rufe nach "der Zahl" wurden lauter und lauter auf den hiesigen Festivals des Sommers, highe wie hungrige Bedürfnisse sind gestillt und die Plastikpalme im Garten bekam zur Krönung des Jahres die längst überfällige Goldglasur. Zeit, sich auf all dem Erfolg auszuruhen, bleibt im Hamburger Kiez aber keineswegs. "Das Weihnachtsgeschäft lassen wir uns nicht durch die Lappen gehen", verkündet Bonez via Facebook.
Et voilà: Pünktlich zu Heiligabend liegt eine weitere Box-Edition unter der Kunststofftanne. Schon auf dem Opener der ersten von drei EPs wird klar: "Palmen aus Gold" fängt genau da an, wo man im Sommer aufhörte. Statt sich ein weiteres Mal neu zu erfinden, setzt man bei "Tannen aus Plastik" auf die bereits bekannten Dancehall-Einflüsse mit Rap-Elementen. Würde man die fünf neuen Tracks über "Verräter" und "Skandale" einfach ans Ende von "Palmen aus Plastik" kleben, würde niemand den Unterschied bemerken. Mehr reihen sie sich in das einzigartige Soundbild ein, das Bonez & RAF dieses Jahr in Deutschland etablierten. Zur Jahreszeit passt man sich jedoch ein klein wenig an. Die EP kommt daher weniger sommerlich daher als Hits wie "Mörder", die monatelang aus gefühlt jeder Seitenstraße der Stadt dröhnten. Der dunklere, kältere Sound-Entwurf beweist sich damit auch als abwechslungsreich genug, um keine Ermüdungserscheinungen zu wecken.
"Tannen aus Plastik" ist kein Pflichtkauf, wenn man schon seinen Sommer nicht so gern unter künstlichen Bäumen verbracht hat. Eher versteht sich die EP als gut gemeinter Fan-Service für alle, die noch nicht genug vom neuen, innovativen Sound der beiden Rapper bekommen konnten. Wer der Musik also auch nach dem dreißigsten Loop von "Ohne mein Team" nicht überdrüssig wurde, wird helle Freude an den neuerdings goldenen Hauspflänzchen von RAF & Bonez haben.
(Sven Aumiller)