Wieder neigt sich ein langes und ereignisreiches Jahr – auch für deutschen Rap – dem Ende entgegen. Um dieses gebührend abzuschließen, präsentieren wir Euch unseren MZEE.com Jahresrückblick in Form eines Adventskalenders. Zwischen dem 1. Dezember und Heiligabend warten somit 24 Türchen auf Euch, hinter denen sich insgesamt knapp 50 Interviews verstecken: Neben Rappern und Produzenten lassen auch Journalisten und Veranstalter bei uns das vergangene Jahr Revue passieren, indem sie auf fünf Fragen zum Jahresende Rede und Antwort stehen. Daraus ergibt sich ein buntes Mosaik, das Euch die Highlights aus 2016 noch einmal aus unterschiedlichen Perspektiven erleben lässt. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen, eine schöne Weihnachtszeit und ein frohes Fest mit Euren Liebsten!
Eure MZEE.com Redaktion
Felix Krull
MZEE.com: Ob alte Hasen oder Newcomer: Was prägt ein Jahr mehr als neue Releases? Deshalb wüssten wir zu Beginn gerne deine persönliche Top 3 der 2016 erschienenen Deutschrap-Platten.
Felix Krull: "Kitsch" von Felix Krull, "Euphoria" von Ali As und "Palmen aus Plastik" von Bonez MC & RAF Camora.
MZEE.com: Werden wir ein wenig kleinteiliger, von Alben hin zu Tracks: Wer hat dieses Jahr die beste Line in einem deutschen Rapsong gebracht und welche war das?
Felix Krull: "Ich hab' Dosen im Keller, meine Hose Margiela", von Ali As auf "Spezi Season".
MZEE.com: Kommen wir zu dem, was vor einem Jahr noch nicht absehbar war: Was hat dich in Bezug auf deutschen Rap im vergangenen Jahr so richtig positiv überrascht?
Felix Krull: Dass ich wieder Musik mache. Und dass es Künstler wie Estikay gibt.
MZEE.com: Und im Gegenteil: Was war in diesem Deutschrap-Jahr so richtig unnötig? Warum?
Felix Krull: Die Menge an eins zu eins kopierten US-Hypes.
MZEE.com: Zu guter Letzt darfst du hier noch heimlich, still und leise jemanden auszeichnen: Welche Persönlichkeit der deutschen Rapszene – ganz gleich, ob Rapper, Produzent, Manager oder Journalist – hat in diesem Jahr besonders durch eine Leistung geglänzt oder konnte hervorstechen? Womit und warum?
Felix Krull: Ali As. Ich kenne ihn seit 2011 persönlich, Fan bin ich seit seinem „Astalavista, Baby!“-Mixtape 2004. Ich habe ihn zu einem Zeitpunkt kennengelernt, an dem er gerade damit begonnen hatte, einen neuen Anlauf als Solokünstler zu nehmen. Er hat seitdem permanent qualitativ weit überdurchschnittliche Releases geliefert, bis damit dieses Jahr endlich der lang verdiente nationale Durchbruch kam. Das freut mich natürlich primär auf freundschaftlicher Ebene. Aber auch, weil es mir als Newcomer zeigt, dass sich harte Arbeit immer auszahlt und man sich in schweren Zeiten nicht unterkriegen lassen darf. Dass man unbeirrt weitermacht, auch wenn es manchmal so aussieht, als würde man gegen Windmühlen kämpfen. Das ist eigentlich die größte Erfolgsgeschichte, die ich je mit eigenen Augen mitverfolgt habe.
Trettmann
MZEE.com: Ob alte Hasen oder Newcomer: Was prägt ein Jahr mehr als neue Releases? Deshalb wüssten wir zu Beginn gerne deine persönliche Top 3 der 2016 erschienenen Deutschrap-Platten.
Trettmann: Haiyti mit "City Tarif", Ufo361 mit "Ich bin ein Berliner" und Kalims "Odyssee 579".
MZEE.com: Werden wir ein wenig kleinteiliger, von Alben hin zu Tracks: Wer hat dieses Jahr die beste Line in einem deutschen Rapsong gebracht und welche war das?
Trettmann: "Macht nur weiter so, ich lern' aus euren Fehlern. Und jetzt liegt ihr auf dem Rücken wie ein Käfer", von Ufo361.
MZEE.com: Kommen wir zu dem, was vor einem Jahr noch nicht absehbar war: Was hat dich in Bezug auf deutschen Rap im vergangenen Jahr so richtig positiv überrascht?
Trettmann: Von KMN über Greeny Tortellini und Brown Eyes White Boy bis hin zu Joey Bargeld und, und, und … Ich habe dieses Jahr viele Acts entdeckt, die ich vorher nicht kannte. Dabei war ich angetan davon, wie Melodie und Vibes immer mehr in die Musik Einzug halten. Dort, wo ich noch vor Kurzem vom Floor geschlichen bin, kann ich heute weiterfeiern, weil ich es fühle. Mir ist, als ob hier eine neue Generation übernimmt, die einfach lockerer und Codex-befreit an die Sache herangeht. Das kommt der Musik zugute.
MZEE.com: Und im Gegenteil: Was war in diesem Deutschrap-Jahr so richtig unnötig? Warum?
Trettmann: Da fällt mir glatt gar nichts ein. Ich finde jeden Ausfall, Fehler und Ausrutscher wichtig, um zu erkennen, wo man selber steht. Außerdem hat HipHop ja so was Selbstreinigendes, die Antwort kommt prompt.
MZEE.com: Zu guter Letzt darfst du hier noch heimlich, still und leise jemanden auszeichnen: Welche Persönlichkeit der deutschen Rapszene – ganz gleich, ob Rapper, Produzent, Manager oder Journalist – hat in diesem Jahr besonders durch eine Leistung geglänzt oder konnte hervorstechen? Womit und warum?
Trettmann: Ich möchte an der Stelle KitschKrieg danken. Es ist schon beachtlich, was die 2016 für einen Output hatten. Da sind nicht nur fünf EPs mit mir, sondern auch Arbeiten mit anderen Künstlern. Hut ab!
(Florence Bader & Anne Donohoe)
(Foto von awhodat (Trettmann))
(Grafik von Daniel Fersch)