Das Leben hat mich nicht mitgenommen.
Es hat mich da gelassen, wo ich hingehör'.
Vielfältig sind die Schwierigkeiten, die König Odysseus auf seiner Heimfahrt vom Trojanischen Krieg erleiden muss. Durch das griechische Epos kennen wir daher den Begriff der "Odyssee". Es sind also Irrfahrten, von denen Kalim auf seinem Debütalbum "Odyssee 579" berichtet. Die Suche nach dem richtigen Weg zwischen hundert falschen – und mittendrin ein Rapper, der die gesammelten Eindrücke kompromisslos auf den Takt presst.
Das Bild, das Kalim von seinem Alltag zeichnet, könnte düsterer kaum sein. Gewalt und Kriminalität sind in seinem Bericht aus der "Gosse" allgegenwärtig. Die Art und Weise, wie der Hamburger seine Texte vorträgt, unterstreicht diese Bedrohlichkeit zusätzlich. Seine dunkle, rastlose Stimme wirkt wütend und gefährlich, doch zugleich zeugt seine Delivery von einer immensen Fertigkeit. Flowvariationen und Adlibs sorgen für Abwechslung und verstärken den Sog, welcher den Hörer mit auf die Odyssee durch "Hamaburg City" zieht. Auch die Features fügen sich in das stimmige Panorama von Kalims Welt ein. Der steinharte Banger "Nougapreise" mit Xatar und SSIO etwa überzeugt durch das AON-typische, ansteckende Kopfnickergefühl, während Trettmann mit einer gewohnt locker-flockigen Hook auf "PlayList" eine kurze Atempause zwischen all dem Straßenreport bietet. Und auch der "Odyssee Freestyl'" mit einem singenden Chefket im Refrain bricht nicht mit der Gesamtatmosphäre der Platte. Obwohl sich die Metaphern und Motive dieses Songs, der Kalims verstorbenem Freund gewidmet ist, teilweise sehr nah an der Grenze zum Kitsch bewegen.
Oft steht und fällt ein Straßenrapalbum damit, ob der Protagonist seinen vermeintlichen Lebensstil überzeugend vermittelt. In Kalims Fall gelingt dies auf ganzer Linie. Zwischen seiner harten Fassade lässt er immer wieder kurz Züge der Menschlich- und Verletzlichkeit aufblitzen, ohne jedoch die kalte und dreckige Stimmung seiner Musik dadurch negativ zu beeinflussen. So gelingt es dem schlagkräftigen Sound von Kalim, den Hörer abzuholen und mitzunehmen auf eine musikalische Odyssee, die bis zum Schluss fesselt.
(Florian Peking)
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