Kategorien
Kritik

form – Der Urknall war ein Inside Job

"Bin und blei­be Gut­mensch, auch wenn mich das oft nicht schla­fen lässt." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu forms aktu­el­lem Release " Der Urknall war ein Insi­de Job " aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Bin und blei­be Gut­mensch, auch wenn mich das oft nicht schla­fen lässt.

Es soll­te uns ja schon pein­lich sein, in einer Zeit zu leben, in der Grup­pie­run­gen ver­su­chen, einen Begriff mit nega­ti­ver Kon­no­ta­ti­on zu ver­se­hen, der letzt­lich nur ein posi­tiv ein­ge­stell­tes Indi­vi­du­um beschreibt – und damit sogar Erfolg haben. Zum Glück gibt es aber Leu­te wie form, die zei­gen, dass es abso­lut nichts Ver­werf­li­ches ist, ein "Gut­mensch" zu sein. Der Rap­per ver­mit­telt dies unter ande­rem auch auf sei­nem neu­en Release "Der Urknall war ein Insi­de Job".

Wie der Album­ti­tel schon ver­mu­ten lässt, wid­met sich der Musi­ker der belieb­tes­ten Brut­stät­te für Dumm­heit und Hass der letz­ten Jah­re: der Ver­schwö­rungs­theo­rie. Auf elf Anspiel­sta­tio­nen zieht form bewaff­net mit Lie­be und Ver­stand in den intel­lek­tu­el­len Krieg gegen Chemtrail-​Hohlwelt-​Reichsbürger und ihres­glei­chen. Dabei nimmt sein Kampf die unter­schied­lichs­ten For­men an. Mal basie­ren Beats auf knall­har­ten Drums und wil­den Fide­lei­en, mal auf ver­schlun­ge­nen Sound­kon­struk­ten. Pas­send dazu besteht sein Flow hier und da aus mono­to­nem Brum­meln, dann wie­der aus melo­diö­sem Sing­sang. All das geschieht immer mit Blick auf Poli­tik und Gesell­schafts­kri­tik. So steht der Inhalt zwar zwei­fel­los im Mit­tel­punkt, den­noch zeigt sich form auch stets um eine span­nen­de Ver­pa­ckung bemüht. Das kann dann schon mal in einer hoch­g­e­pitch­ten Ver­si­on von Kol­jahs "Mono­to­nie" oder einem mehr als amü­san­ten Lob­lied auf schwä­bi­sche Spätz­le mit Tetris-​Melodie mün­den. Trau­rig­schö­ne High­lights sind dabei sicher­lich das Abschied­neh­men von sei­ner Mut­ter und der Fea­tur­etrack mit NMZS, was dem Album noch mal eine beson­ders per­sön­li­che Note verleiht.

Mit wun­der­schön wir­ren, musi­schen Expe­ri­men­ten und glas­kla­ren Aus­sa­gen stellt sich form Ras­sis­mus, Homo­pho­bie sowie inhalts­lo­sen Ver­schwö­rungs­theo­rien in den Weg. Dabei zeigt er nicht nur, dass man selbst den größ­ten Spin­nern mit Sinn und Ver­stand ent­ge­gen­tre­ten soll­te. Er beweist zudem, dass man in die­sem Land kaum etwas Bes­se­res sein kann als ein Gutmensch.

(Dani­el Fersch)