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Kritik

Cr7z – Seraph7m

"Ich sprech' das nicht aus, weil sich die Wor­te so toll anhör'n. Ich möch­te nur nicht, dass es die Fal­schen direkt begrei­fen." – Hier fin­det Ihr ab so­fort die Kri­tik zum ak­tu­el­len Release von Cr7z, "Seraph7m", aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Ich sprech' das nicht aus, weil sich die Wor­te so toll anhör'n.
Ich möch­te nur nicht, dass es die Fal­schen direkt begreifen.

Der Tief­gang deut­scher Rap­mu­sik wird ger­ne bemän­gelt. Zwi­schen Wischiwaschi-​Raop, stump­fen Stra­ßen­re­ports und Cloud- oder Trap-​Trends ver­misst so man­cher den text­li­chen Mehr­wert. Immer­hin steht Sprech­ge­sang ja in direk­ter Ver­wandt­schaft mit der Dicht­kunst. Cr7z konn­te, nicht zuletzt dank die­ser Man­gel­er­schei­nung, in den letz­ten Jah­ren sei­ne eige­ne Nische beset­zen. Ger­ne und oft wird er lobend für sei­ne lyri­schen Fähig­kei­ten her­vor­ge­ho­ben. Mit der neu­en EP "Seraph7m" will er die­sen Ein­druck nun wei­ter festigen.

An gewis­sen Talen­ten des Rap­pers lässt auch die neue Plat­te kei­ne Zwei­fel auf­kom­men. Aus einem gigan­ti­schen Wort­schatz baut sich Cr7z Lyrics, die nur so vor rhe­to­ri­schen Stil­mit­teln strot­zen. Das ist durch­aus beein­dru­ckend, sorgt aber glei­cher­ma­ßen für einen text­li­chen Schwulst, der jedem Song anhaf­tet. So wir­ken die Tracks schnell poe­tisch über­la­den. Die jewei­li­gen Funk­tio­nen der unzäh­li­gen Tro­pen wer­den auch bei nähe­rer Betrach­tung nicht deut­lich, son­dern erschei­nen viel mehr als Selbst­zweck, um dem Anspruch des Prot­ago­nis­ten als "Abge­sand­ter der Eli­te" zu genü­gen. Schul­mä­ßig han­delt Cr7z in mecha­nisch gleich­klin­gen­der Stimm­la­ge und tadel­lo­ser Reim­struk­tur sei­ne Lyrik ab, doch das scheint dabei in sei­nem Zwang zum ver­meint­lich Intel­lek­tu­el­len eher robo­ter­haft als mensch­lich. Die Meta­phern wer­den in der Mas­se immer belie­bi­ger und ver­feh­len so das Ziel, Emp­fin­dun­gen zu evo­zie­ren. Selbst im melan­cho­li­schen Sto­rytel­ler "Ver­gib uns bit­te" wird auf ein­mal Kon­fu­zi­us zitiert. Doch ver­hin­dert dies nicht, dass der reich­lich kit­schi­ge Pia­no­beat und die ober­fläch­lich ver­pack­te Kul­tur­kri­tik wenig von dem lyrisch-​innovativen Cha­rak­ter ver­kör­pern, auf dem das eli­tä­re Selbst­ver­ständ­nis des Rap­pers basiert.

Es steht außer Zwei­fel, dass im sprach­li­chen Irr­gar­ten, den Cr7z kon­stru­iert, auch so eini­ge Schät­ze ver­bor­gen lie­gen. Und viel­leicht ist es gera­de die Unzu­gäng­lich­keit zu eben­je­nen, die der Rosen­hei­mer und sei­ne Fans schät­zen. Doch wahr­lich bewe­gen­de oder auf­rüt­teln­de Momen­te gehen all­zu leicht zwi­schen der dich­te­ri­schen Selbst­dar­stel­lung verloren.

(Flo­ri­an Peking)

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