Und seinerzeit gab mir der Heilige Vater das Reimen als Gabe – ich preise sein' Namen.
Durch seine erfolgreiche Teilnahme am #MOT 2014 erschien Goldroger für die meisten wohl recht plötzlich auf der Deutschrap-Bildfläche. Und so schnell, wie er aufgetaucht war, wollte er dann auch 2015 per "Räuberleiter" sofort hoch hinaus. Nun, ein weiteres Jahr später, soll die Reise weitergehen. Nicht noch weiter nach oben, dafür in sich selbst und in eine Welt zwischen Fantasie und Traum. Um dorthin zu gelangen, bedarf es lediglich einer magischen Losung: "Avrakadavra".
Kaum ist der Titel des Albums ausgesprochen, reisen wir in eine Parallelwelt – irgendwo jenseits von Zeit und Raum, Realität und Fiktion, zwischen "Perwoll" und "Zauberberg". Meist recht sphärische, doch angenehme Klänge umwabern den Hörer dabei. Gitarrenriffs und Pianoklänge nebst sanften Drumsets und vereinzelten Samples ergeben eine traumähnliche Atmosphäre, die sich mit Goldrogers Stimme zu einem mitreißenden Strom vereint. Eine Trennung von Text und Beat ist dabei kaum möglich. So fällt es oft recht schwer, den Aussagen von Goldroger direkt zu folgen. Letztlich tänzeln diese aber selbst so schwerelos zwischen klarem Statement und poetischer Bildsprache, dass es mehr um das große Ganze als um einzelne Worte geht. Mit nahezu hypnotischer Wirkung erzählt der MPM-Musiker vom Erwachsenwerden, ohne zu altern. Oder er redet davon, einen Arm gen Himmel zu strecken, um einem Jugendfreund Lebewohl zu sagen, während der andere Arm in der Luft bleibt, um seinen Teil zur Genkidama beizutragen. Es ist alles andere als einfach, sich in der Welt von "Avrakadavra" zurechtzufinden. Doch wenn man sich darauf einlässt, betritt man gemeinsam mit Goldroger eine völlig neue Welt.
Ein Klangbild, das sicher nicht jedem – noch nicht einmal allen "Räuberleiter"-Fans – zusagen wird und Texte, deren einzelne Bedeutungen fast etwas zu schwammig sind, ergeben ein Album, dessen lockerleichter Eindruck über die wahre Komplexität hinwegtäuscht. Es wird nicht jedem leichtfallen, sich auf dieses Album einzulassen. Doch wem es gelingt, der wird definitiv seine Freude daran haben.
(Daniel Fersch)
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