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Soundcheck

Freshmaker

Der Sound­check soll die Künst­ler in den Vor­der­grund rücken, die sonst meist hin­ter der instru­men­ta­len Unter­ma­lung ste­cken: die Pro­du­cer. Dar­um stel­len wir Euch die­ses Mal den Wie­ner Pro­du­zen­ten Fresh­ma­ker vor, der schon mit Leu­ten wie Kol­le­gah und den Freun­den von Nie­mand gear­bei­tet hat.

Kaum eine Sze­ne hier­zu­lande scheint so facet­ten­reich zu sein wie die Deutschrap­szene. Wäh­rend es bereits jetzt schon fast unmög­lich erscheint, jeden ein­zel­nen, eta­blier­ten Ver­tre­ter zu ken­nen, steigt die Zahl neu­er, noch unbe­kann­ter Künst­ler expo­nen­ti­ell wei­ter an. Den Über­blick zu behal­ten, gleicht einer Her­ku­les­auf­gabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-​Hydra gemerkt, tau­chen schon wie­der min­des­tens zwei neue auf. Gleich­zei­tig ist es für unbe­kannte, jun­ge Talen­te über­aus schwer, aus der über­wäl­ti­gen­den Mas­se an Musi­kern her­aus­zu­tre­ten und sich einen Namen zu machen. 

Bei­den Sei­ten soll unser Sound­check eine Hil­fe­stel­lung bie­ten. Pro­du­cern, die bis­her noch in den Tie­fen des Unter­grunds unter­ge­gan­gen sind, eine Platt­form geben, auf der sie sich kurz, aber prä­gnant prä­sen­tie­ren kön­nen. Und Hörern und Fans ermög­li­chen, sich einen schnel­len Über­blick über nen­nens­werte Künst­ler zu ver­schaf­fen, die sie bis­her viel­leicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten. 

 

sc_freshmaker_checkliste

MZEE​.com: "Asphalt Mas­sa­ka 3", "Tali­on 2", "Will­kom­men im Nie­mands­land" – du warst bereits an eini­gen äußerst bekann­ten Releases deut­scher Rap­per betei­ligt. Den­noch schei­nen du und auch ande­re Pro­du­cer in den Medi­en selbst nur recht sel­ten zu Wort zu kom­men. Bist du zufrie­den damit, wie Pro­du­zen­ten in der deut­schen Rap­sze­ne wahr­ge­nom­men werden? 

Fresh­ma­ker: Ich habe das Gefühl, dass unse­re Arbeit spe­zi­ell in Öster­reich und Deutsch­land nicht genug gewert­schätzt wird, sei es geld- oder pro­mo­mä­ßig. Ich den­ke, dass in ande­ren Län­dern die Auf­tei­lung des Bud­gets fai­rer pas­siert, aber auch mar­ke­ting­tech­nisch sind die Pro­du­zen­ten mehr im Vor­der­grund und bekom­men sogar eige­ne Shou­touts in Tracks. Ich habe auch lei­der schon oft erlebt, dass in den Cre­dits Pro­du­zen­ten ver­ges­sen oder falsch ein­ge­tra­gen wur­den, was ein abso­lu­tes No-​Go ist.

MZEE​.com: Mit den Rap­pern selbst scheinst du jedoch rela­tiv gut klar­zu­kom­men – du hast etwa Freun­de von Nie­mand vor Kur­zem als eines der kor­rek­tes­ten Labels, mit denen du je zu tun hat­test, bezeich­net. Hast du das Gefühl, dass Rap­per im All­ge­mei­nen die Arbeit ihrer Pro­du­cer zu schät­zen wissen?

Fresh­ma­ker: Ich fin­de, dass die wenigs­ten Rap­per wis­sen, wie viel Auf­wand – sei es an Ideen oder Zeit – benö­tigt wird, um einen guten Beat fer­tig­zu­stel­len. Hin­zu kom­men Ände­run­gen und Nach­be­ar­bei­tungs­zeit. In weni­gen Fäl­len kommt es aber den­noch vor, dass die Arbeit geschätzt wird und einem ein ent­spre­chen­des Gefühl ver­mit­telt wird, so zum Bei­spiel bei FvN.

MZEE​.com: Das von dir releas­te "Check­point" ist Teil einer recht über­schau­ba­ren Rei­he von Alben, die von Pro­du­zen­ten selbst ver­öf­fent­licht wur­den. Denkst du, dass ein Producer-​Album den­sel­ben Stel­len­wert haben soll­te wie das Album eines Rappers?

Fresh­ma­ker: Das kann so man pau­schal nicht beant­wor­ten. Der Auf­wand für ein Producer-​Album wird jedoch nicht viel klei­ner sein als für das Release eines Künst­lers, mei­ne ich. Fans haben zu Künst­lern ein eige­nes Ver­hält­nis: Einer­seits ist hier die Musik und ande­rer­seits das Image und Auf­tre­ten des Künst­lers, was eben­falls zum Kauf ani­miert. Da man von Pro­du­zen­ten nicht viel mit­be­kommt, wer­den sol­che Pro­jek­te nie einen ähn­li­chen Stel­len­wert wie nor­ma­le Alben haben.

MZEE​.com: Wenn du dir die Arbeit dei­ner Kol­le­gen anhörst: Wel­ches ist in dei­nen Augen das bes­te Instru­men­tal über­haupt, das von einem ande­ren Pro­du­zen­ten stammt?

Fresh­ma­ker: Schwie­rig zu beant­wor­ten. Auf die Schnel­le und ohne viel zu über­le­gen … Inter­na­tio­nal: Jedi Mind Tracks – "Hea­vy Metal Kings". Natio­nal: "Nie ein Rap­per" von Bushi­do und Saad. Und außer­halb von Rap: Jus­tin Tim­ber­lakes "What goes around comes around".

MZEE​.com: Du arbei­test gele­gent­lich zwar auch an Rap-​fremden Pro­jek­ten, der Groß­teil dei­ner Musik scheint aber den­noch eng mit der Sze­ne ver­bun­den zu sein. Wenn du nur einen dei­ner Beats hät­test, um jeman­dem dei­ne Musik zu prä­sen­tie­ren, wel­cher Beat wäre das? War­um gera­de dieser?

Fresh­ma­ker: "Hagel­kör­ner" von Kol­le­gah, weil es die ers­te gro­ße Plat­zie­rung am inter­na­tio­na­len Markt, also außer­halb Öster­reichs, war. Außer­dem ist das ein Beat, den ich Kol­le­gah zuerst gar nicht zei­gen woll­te und damals als letz­ten Beat über­haupt in den Ord­ner gepackt habe. Und ich habe dafür mit einem Sam­ple gear­bei­tet, was ich bis heu­te noch sehr ger­ne tue. Nach die­ser Plat­zie­rung hat­te ich einen Lauf und vie­le ande­re talen­tier­te Künst­ler wur­den auf mich auf­merk­sam – hier kom­men ein­fach gute Gefüh­le hoch.

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(Dani­el Fersch & Lukas Päckert)
(Gra­fi­ken von Puffy Pun­ch­li­nes, Logo von KL52)

 

Du bist der Mei­nung, Du oder jemand, den Du kennst, soll­te sich unse­rem Sound­check unter­zie­hen? Wir freu­en uns über Bewer­bun­gen oder Emp­feh­lun­gen mit dem Betreff "Sound­check – *Künst­ler­na­me*" an daniel@mzee.com.