Und dann redet ihr von 'Stolz', aber meint damit nur Goethe.
Aber niemals Sachsenhausen.
Auf "Normaler Samt" mussten Fans fünf Jahre warten, obwohl das Werk von Audio88 & Yassin schon mehrmals angekündigt wurde. 2015 kam das Album endlich – und seitdem geht alles viel schneller. Mit "Halleluja" erscheint bereits knapp ein Jahr später ein Nachfolger. Aber kauen manche nicht immer noch am "zeitlosen Samt"? Kein Problem: "Spül's runter mit der EP, hab'n wir extra dafür hingerotzt!"
Mit dieser Aussage hält Yassin die Erwartungen zu Beginn etwas unten. Umso größer ist die Freude, weil sich "Halleluja" schnell als die erwartete, konsequente Fortsetzung von "Normaler Samt" entpuppt. Auf gerade mal acht Tracks zerstören die Rapper erneut alles, was in ihren Augen im Deutschrap schiefläuft. Zum Beispiel, dass der Rest nur "drei deepe Themen kennt: Hoffnung und Trauer und Freimaurerlogen". Aber auch die übrige Gesellschaft bekommt ihr Fett weg, wie die Vorab-Single "Schellen" bereits bewiesen hat. Audio88 & Yassin zeigen ein Gespür für die richtigen Themen – Zweitgenannter trällert dazu oft noch die passenden Hooks. Ihre Texte werden entsprechend unterlegt mit einem "Klangteppich, auf dem man den Schmutz nicht sieht". Allerdings begrenzt man sich nicht – wie noch beim Vorgänger – auf lediglich zwei Personen, sondern wühlt sich wild durch die Produzenten-Elite. So steuert Farhot etwa mit "Gnade" den Beat für den nächsten Sommerhit bei, während MecsTreem das richtige "Game Boy-Spiel gesamplet hat", um Audio88 auf seinem bedrückenden Solotrack "Warum ich Menschen nicht mag" zu unterstützen. Durch so unterschiedliche Produktionen reicht die musikalische Bandbreite von Gospelchören bis zu psychedelischen Synthies – Langeweile kommt da definitiv nicht auf.
Eigentlich ist alles beim Alten. Sogar beim ganz Alten, denn obwohl sich auf "Halleluja" erneut Hit an Hit und Punchline an Punchline reiht, fühlt man sich mehr an die "Herrengedeck"-Alben erinnert. Die gewählten Beats wirken wieder etwas roher und es wurde auf manch eingängige Hook verzichtet, um die entsprechende Atmosphäre zu bewahren. Lieber holt man Nico K.I.Z für eine amüsante Übersetzung alter 50 Cent-Lines mit ins Boot. Insgesamt ist die neue Platte daher ein Fest für alle Fans – von vor wie nach Beginn des "normalen Zeitalters". "Amen!"
(Lukas Päckert)
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