Wie viele Jahre kann ich als Rapper noch relevant sein?
Der Werdegang von Samy Deluxe ist ziemlich durchwachsen. Während der Hamburger sich im Laufe seiner Karriere tatsächlich so etwas wie einen szeneinternen Legendenstatus erarbeitete, kamen die Releases der letzten Jahre zunehmend schlechter an. Immerhin konnte man mit der ASD-Reunion 2015 noch einmal einen Aufschwung im Schaffen des Hamburgers beobachten. Umso interessanter ist es zu erfahren, ob Samys neues Album "Berühmte letzte Worte" diesen positiven Eindruck bestätigen kann.
Hardcore-Samy-Fans werden im "Vorwort" direkt beruhigt – der Albumtitel deutet nämlich keineswegs ein baldiges Karriereende des Rappers an: "Zwanzig Jahre hinter mir, schaff's noch hundert länger. Ich und mein Mikrofon sind unzertrennbar". Vielmehr soll die Platte eine musikalische "Biografie" sein, die Rückblick und raptechnische Bestform gleichermaßen vereint. Der Anfangssong stimmt einen angesichts dieses Versprechens hoffnungsvoll. Durch die emotionale, aber versierte Vortragsweise des Protagonisten und das stimmige Piano-Instrumental wird eine dichte Atmosphäre erzeugt. Tracks wie "Haus am Mehr" schließen sich diesem Anschein an: Der beinahe schon epochale Beat von Boris Rogowski und Bazzazian steigert sich adäquat bis zur mitreißenden Hook, die durch eine unterlegte Gesangsstimme zusätzlich an Power gewinnt. Währenddessen flowt sich Mr. Deluxe routiniert und kraftvoll durch die Parts. Lediglich bei den Lyrics sollte man nicht ganz so genau hinhören. Ansonsten wird man mit Zeilen wie "Damals hatte ich Vinegar (weniger), so wie 'Essig' auf Englisch. Heute habe ich mehr (Mayer) wie John" konfrontiert. Es sind derartig befremdlichen Lines, die auch den Song "Klopapier" weit hinter seinem geistigen Vorgänger "Weck mich auf" zurücklassen und insgesamt immer wieder die erzeugte Stimmung des Albums aufbrechen.
So lassen einen Samys "Berühmte letzte Worte" am Ende mit gemischten Gefühlen zurück. Hochkaräter wie Bazzazian und Farhot sorgen auf soundtechnischer Seite für einen Klangteppich, der über fast alle Zweifel erhaben ist. Doch Samys Songwriting, das häufig wie ein ungefilterter Gedankenstrom anmutet, macht einem letztlich abgerundeten Hörerlebnis einen Strich durch die Rechnung. Enttäuschte Fans der letzten Jahre können aber dennoch ein Reinhören riskieren, denn die Richtung, die Samy Deluxe mit "Berühmte letzte Worte" einschlägt, ist – was das klangliche Gesamtbild angeht – durchaus erfreulich.
(Florian Peking)
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