Du Hurensohn, jetzt ist Schluss mit gutem Ton.
Seinen Platz in den Charts hat sich Deutschrap zwar teilweise durch die gewachsene Akzeptanz gegenüber der Musik erkämpft, den Platz in der Gesellschaft aber vor allem durch die extreme Wandlung einiger Künstler. Plötzlich Bilder im statt Totenkopfmaske auf dem Kopf. Früher stolz darauf, als Rapper kein Abitur zu brauchen, heute poppig und "endlich erwachsen". Statt "Pornoparty" platinveredelter "Disco Pogo". Doch gerade für die Lichtgestalt des harten Berliner Untergrunds war Letzteres stets nur ein temporäres Nebenprojekt und die Rapkarriere nie ganz ad acta gelegt. Auf seinem neuen Werk widmet sich Frauenarzt deshalb nicht nur wieder ganz der Szene. Der Titel "Mutterficker" lässt vermuten, dass es sich wohl kaum um ein Album für die ganze Familie handelt.
So ist es wenig überraschend, dass "Mutterficker" vor allem eines ist: hart. Druckvoller Bass unter schrillen Synthies, ein dicker elektronischer Klangteppich, kratziger Boom bap: Frauenarzt und die 808 sind unzertrennlich wie eh und je. Passend dazu sind die Texte vollgepackt mit den gewohnten Frivolitäten sowie Gewalt und Ansagen gegen die restliche Szene. Gerade auf technischer Ebene scheint es Arzt ernster als je zuvor. Mit größtenteils recht vorzeigbarem Flow beweist er, dass "Mutterficker" mehr als ein reguläres Pornorap-Album sein soll. Durchaus fundierte Szenekritik und der selbstverliehene Titel "King Kool Frauenarzt" zeugen davon, dass der Berliner es ernst meint, wenn er von sich als Teil der Rapelite spricht. Fans werden begeistert sein, der eine oder andere Zweifler eventuell überrascht – selbst wenn dies dann nur an den großartigen Beiträgen von Taktloss und MC Bomber liegen mag. Spätestens mit "Mutterficker" ist Arzt wieder voll und ganz in der Szene angekommen.
Nach wie vor gilt, dass der doch recht extreme Sound des Berliners sicher nicht jedermanns Geschmack trifft. Nichtsdestotrotz leistete er einen äußerst wichtigen Beitrag zur deutschen Rapszene und tut dies auch weiterhin. Mit "Mutterficker" findet Frauenarzt nicht nur wieder zurück zum hiesigen HipHop, er verleiht ihm zusätzlich seine ganz eigene, altbekannte und doch irgendwie frische Note. Nur wirklich familienfreundlich ist das Ganze (zum Glück) nicht.
(Daniel Fersch)
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