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Kritik

EDI – Ordeal

"Ich bin in drei Jah­ren sie­ben geal­tert, sieh mir in die Augen – ich bin kaum zu erken­nen." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu EDIs aktu­el­lem Release "Ordeal" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Ich bin in drei Jah­ren sie­ben geal­tert, sieh mir in die Augen – ich bin kaum zu erkennen.

Das Stutt­gar­ter Label Chim­pe­ra­tor hat bereits bewie­sen, dass es pola­ri­sie­ren­de New­co­mer bin­nen kür­zes­ter Zeit in den Charts eta­blie­ren kann. Auch wenn der Sound einem gro­ßen Teil der Sze­ne miss­fällt – gehört wur­de die jeweils neu­es­te Hit­sin­gle dank geziel­ter Plat­zie­rung in den Medi­en den­noch zuhauf. Es gibt da aber auch die ande­re Sei­te des Labels. Künst­ler, die über lan­ge Zeit hin­weg schon Bestand­teil des Chimperator-​Kosmos sind, über die man aber nahe­zu nichts hört. EDI scheint mit sei­nem Debüt über Chim­pe­ra­tor Sel­ect eines die­ser stil­len Fami­li­en­mit­glie­der zu sein. Ist der Man­tel des Schwei­gens berechtigt?

Der Titel "Ordeal" – über­setz­bar mit "Feu­er­pro­be" – ver­weist auf das Kon­zept der Hel­den­rei­se, ein klas­si­sches Erzähl­mus­ter, bei dem der Prot­ago­nist zum Höhe­punkt der Geschich­te eine "Feu­er­pro­be" bestehen muss. Die­ses Erzähl­mus­ter dient als roter Faden des Albums. Denn EDI schil­dert dem Hörer stim­mungs­voll und span­nend sein gesam­tes Leben. Dass dem in Ess­lin­gen auf­ge­wach­se­nen Rap­per sein gro­ßes Storytelling-​Talent zugu­te kommt, beweist er dabei mehr­fach. Ob EDI nun vom Auf­wach­sen in sei­ner "Ort­schaft" erzählt oder davon, wie Bezie­hungs­pro­ble­me dafür sor­gen, dass die "Lie­be im Dreck" lan­det – alles klingt authen­tisch und tech­nisch unver­krampft. Beson­ders der Titel­track, auf dem der Rap­per die Angst schil­dert, sein Kind zu ver­lie­ren, prä­sen­tiert sich als kraft­vol­ler Höhe­punkt. Dass das Lied stark an "Ohne Titel" von Tua erin­nert, liegt dabei nicht nur an der The­ma­tik, son­dern auch am Klang­bild des Gan­zen. Denn gera­de sound­tech­nisch ver­sucht sich "Ordeal" als klei­ner Bru­der von "Grau". Im Ver­gleich kann das Album sei­nem Vor­bild kaum das Was­ser rei­chen, als allein­ste­hen­des Werk weiß EDI mit sei­nem Debüt den­noch bes­tens zu überzeugen.

Wo um manch ande­ren Chimperator-​Artist viel Wir­bel gemacht wird, wirkt EDI mit "Ordeal" gera­de­zu unschein­bar. Aller­dings gäbe es für den Rap­per kei­nen Grund zum Ver­ste­cken, denn mit die­sem abso­lut gelun­ge­nen Abschluss sei­ner Hel­den­rei­se dürf­te das Aben­teu­er für ihn erst so rich­tig beginnen.

(Dani­el Fersch)

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