Pillath
Redakteure stellen Fragen, Künstler antworten: In der Regel ist die Rollenverteilung innerhalb eines Interviews relativ klar gegeben. Dennoch hat jeder der Interviewpartner seine ganz eigene Vorstellung an interessanten Themen, die man unbedingt mal während des Gesprächs anschneiden sollte. Und so passiert es dann und wann, dass Fragen, die Rapper X gerne mal beantworten würde, mitunter nur beiläufig im verrauchten Backstagebereich eines Festivals von Musikerkollege Y gestellt werden. Dieser kommt nun allerdings auch außerhalb besagter Backstagebereiche zu Wort: In unserem Format "5mal1" schlüpfen fünf bedeutende Persönlichkeiten der Deutschrapszene eine Frage lang in die Journalistenrolle. Was wollten unsere Szenevertreter sich wohl schon immer einmal gegenseitig fragen?
257ers: Keule ist durch dich, als du damals bei 'nem Battle in der Jury warst, wegen 'ner Mutter-Line rausgeflogen. Unsere Frage: Warum keine Mutter-Lines, obwohl beide MCs die Cypher bereits betreten haben? Gibt es etwa etwaige Anti-Mutter-Paragraphen, über die wir – als alte Battle-Veteranen – nicht in unserer Rap-Ausbildung unterrichtet wurden? Und kriegen wir 'ne Deluxe-Box?
Pillath: Klar! Der oberste Freestylebattle-Gerichtshof hat damals einen Präzedenzfall verhandelt, in dem entschieden wurde: Wer Mutter beleidigt, fliegt. Man muss dazu sagen, dass dieser Codex heute keinen Bestand mehr hat. Mutter ficken hingegen war schon immer in Ordnung.
Pedaz: Warst du schon immer musikalisch? Wieso hast du dich dann dafür entschieden, Rap zu machen?
Pillath: Also, als musikalisch im klassischen Sinne – mit Instrument spielen und sowas – würde ich mich bis heute nicht bezeichnen. Rap war damals schon einfach cool und etwas, das ich unbedingt machen wollte. Glücklicherweise hat sich dann relativ schnell herauskristallisiert, dass ich da auch ein ziemlich krasses Talent für hatte beziehungsweise habe. Das war damals aber komplett begrenzt auf Battles und das Schreiben von krassen Reimen und Lines. Wie man einen Song macht und ein gewisses Gefühl beziehungsweise Ohr hat für coole Hooks et cetera – das hat sich dann im Laufe der Zeit entwickelt.
PA Sports: Bist du mal in Studiokomplexe eingebrochen, um Poker zu spielen?
Pillath: Die einen sagen so, die anderen sagen so … Wenn ich das jemals gemacht haben sollte, war ich dabei definitiv in Begleitung diverser anderer namhafter deutscher Rapper, die aus Körpergewichtsgründen vielleicht eher in der Lage waren, einen ehemaligen Frauenknast hochzuklettern.
Snaga: Was ist eigentlich aus dem Song mit den unbekannten Tupac-Spuren geworden, den wir recordet haben … wurde der jemals irgendwo releast?
Pillath: Ich schwöre, mindestens einmal die Woche kommst du mit Sachen um die Ecke, die ich schon komplett aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte. Das ist ohne Scheiß beeindruckend. Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, ob der Song jemals releast wurde. Warte, ich frag' mal Eko … Ek sagt, der Song und der dazugehörige Sampler sind leider nie veröffentlicht worden. Er und wir waren anscheinend auch die einzigen, die jemals für das Release recordet haben. Die Parts waren auf jeden Fall Feuer!
Joshimixu: Wer ist der beste Pro Evolution-/FIFA-Spieler in der Rapszene?
Pillath: Ich! Auch wenn ich 2013 ein FIFA-Derby gegen MoTrip vor der Kamera verloren habe. Das Rückspiel habe ich dann schon wieder dominiert. Da wird's auch mal Zeit für eine Revanche vor der Kamera. Ansonsten trete ich gegen jeden zu jeder Zeit an. Allerdings nur noch FIFA, Pro Evo hab' ich nix mehr mit am Hut …
(Laila Drewes)
(Fotos von Marie Schmidt (Pillath), Markus Wieland (Joshimixu), Mayson's Designs (PA Sports) und Michael Opeitz (Snaga))