"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
"Ich hab' ein Poster an der Wand von einem rosa Elefant, der deine Mutter fickt, du Bastard – ja, so bist du entstanden!" Mehr als dieses Zitat aus dem Track "NurMusik" braucht es eigentlich nicht, um eines der wahnsinnigsten wie großartigsten Kollaboalben der hiesigen Szene zu beschreiben. Und auch wenn "Freakshow" von Mach One und Darn inzwischen fast neun Jahre auf dem Buckel hat: Alt wirkt es heute genauso wenig wie damals.
Wer sich für Deutschrap interessiert, der kam lange nicht an Berlin und damit auch Mach One vorbei. Der hatte mit Rap, Beats und Artworks bei gefühlt jedem Release aus der Hauptstadt irgendwo seine Finger im Spiel. Da um 2007 herum eigenständige Mach-Werke aber dennoch rar waren, zählte das mit Darn produzierte "Freakshow" zu seinen wichtigsten Releases. In Darns Fall – abgesehen von "Lil Mach Änze Nordzeitboys" – zudem sogar das einzige richtige Album. Enttäuscht wurden Fans dadurch aber absolut nicht. Es gab nicht nur das Duo, das Wahnsinn und Genie so gut verkörpert wie kein anderes, auf Albumlänge. Jeder der 17 Tracks inklusive Skits war außerdem extrem unterhaltsam. Von der wohl schönsten Art, einen Drogentoten zu besingen ("UndErLächelt…") über die romantische Schwärmerei, die aus einer anderen Perspektive zum Stalker-Albtraum wird ("DoktorSommer"), bis zu den Gastbeiträgen von K.I.Z und Massimo ("Schubidu") oder Taktloss ("DadaTadamDam"). Die gesamte CD war vollgestopft mit Höhepunkten.
Während "Freakshow" für Darn – Gerüchten zufolge inzwischen Yoga-Lehrer und/oder Mönch – das bis heute andauernde Ende der Diskografie darstellte, konnte Mach in den Folgejahren sogar erste Chartplatzierungen verbuchen. Wem das nicht genügt, der wisse, dass nicht nur der weitere Erfolg der beiden, sondern auch eine Fortsetzung des Kollaboalbums längst feststehen. Schließlich heißt es auf "Kaffeekränzchen" nicht grundlos: "Aber wer hätte damit gerechnet, dass uns 'Freakshow 2' dann den Durchbruch bringt – mit fast 60?" Es gilt also, nur noch ein paar Jährchen zu warten.
(Daniel Fersch)