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Kritik

Capital – Kuku Bra

"Bra, schau dich um: zu viel fal­sche Gesich­ter. Ich bin nicht wie die – kein Den­ker, kein Dich­ter." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Capi­tals aktu­el­lem Release "Kuku Bra" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Bra, schau dich um: zu viel fal­sche Gesichter.
Ich bin nicht wie die – kein Den­ker, kein Dichter.

Mit "Kuku Bra" – urdeutsch auch als "Guck mal, Freund­chen!" zu ver­ste­hen – steht das Debüt des Ber­li­ners Capi­tal in den Start­lö­chern. So wort­karg, wie er sich auch ohne einen Beat geben mag, so hung­rig wirkt der durch Rap am Mitt­woch bekann­te Battle-​MC gera­de in den Momen­ten, in denen er musi­ka­lisch unter­malt wird. Doch die­ses Mal gilt es kei­nen "Pic" in die Schran­ken zu wei­sen, son­dern als Musi­ker zu überzeugen.

Vie­le wer­den sich sicher­lich an eine berühm­te Casper-​Zeile erin­nern: "Ich schwör', Savas aus Ber­lin ist ein Zwei-​Meter-​Messerstecher". Gera­de die Line war es, die mir unwei­ger­lich ins Gedächt­nis schoss, als "Kuku Bra" zu rotie­ren begann. Der Hun­ger und die Aggres­si­vi­tät, die auf dem Werk zum Bes­ten gege­ben wer­den, sind von solch einer Inten­si­tät und Authen­ti­zi­tät geprägt, dass man Capi­tal wirk­lich jedes Wort abneh­men will. Auch wenn Pas­sa­gen dabei abwe­gig oder über­trie­ben wir­ken mögen: "In 60 Sekun­den wer­den Rap­per durch­siebt – ich mein' 60 Sekun­den, nach­dem Gul­li fliegt" ("Du siehst"). Der Hass in der Stim­me ist all­ge­gen­wär­tig und dabei ist es egal, was letzt­end­lich der the­ma­ti­sche Schwer­punkt ist. Unge­niert, rau und häss­lich prä­sen­tiert Capi­tal Stra­ßensto­ries und Repre­sen­ter glei­cher­ma­ßen – aus einer Per­spek­ti­ve, die defi­ni­tiv anzu­ecken weiß, dabei aber stets über­aus authen­tisch wirkt. Doch gera­de das ist der Knack­punkt des Werks: die Per­spek­ti­ve, die anzu­ecken weiß. Zei­len wie "Putin ist King, fick' mal die Amis" ("Alles kaputt") brin­gen eine poli­ti­sche Mei­nung ins Spiel, die dem Hörer viel­leicht gleich­gül­tig ist, aber genau­so gut auf Ableh­nung tref­fen kann.

Auch wenn sich Capi­tal selbst nicht als "Den­ker und Dich­ter" sieht, so ist das Dar­ge­bo­te­ne doch wahr­lich har­te, aber herz­li­che Stra­ßen­poe­sie. Unter­malt von bra­chia­len, anspor­nen­den Beats und ver­packt in inter­lin­gua­len Stra­ßen­s­lang, wel­cher unbe­streit­ba­re Par­al­le­len zum Azzlackz-​Camp auf­weist. Ob man Capi­tals Sicht­wei­se in Bezug auf gewis­se Punk­te tei­len muss, bleibt wei­ter­hin frag­lich. Dass der Jun­ge aber ech­te Emo­tio­nen zeigt und somit ein mehr als gelun­ge­nes Debüt prä­sen­tiert, steht außer Frage.

(Lukas Mai­er)

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